Kurzvortrag in 5 Minuten vorbereiten: So klappt’s.

 
 

In der Weiterbildung rund um das Thema Positive Psychologie, an der ich teilgenommen habe, sagte der Trainer am letzten Tag:
„Wir wollen euch nun auf das ‚echte Leben‘ nach dieser Weiterbildung vorbereiten und deswegen sollt ihr in den nächsten 5 Minuten einen kleinen Vortrag zum Thema ‚Positive Psychologie‘ entwerfen. Er soll eine Minute dauern und kurz erklären, was Positive Psychologie ist. So, dass ihr es später euren Klient*innen und interessierten Menschen gut erläutern könnt. Wir ziehen dann 3 Leute, die ihren Vortrag vor der Gruppe auch tatsächlich halten werden. GO!“

 

5 Minuten Vorbereitung für einen einminütigen Kurzvortrag

In dem Raum brach spürbar Panik aus! Fünf Minuten Zeit, um einen einminütigen Vortrag vorzubereiten! So kurz! Und dann noch mit dem Druck, ihn auch vor der Gruppe halten zu müssen! Waaaaaah!

Während der nächsten 5 Minuten konnte man die Spannung förmlich mit Händen greifen: Wenn nicht alle zu beschäftigt gewesen wären, ihre Stifte zu umklammern und die wichtigsten Gedanken stichpunktartig zu Papier zu bringen …

Es konnte schließlich jede*n treffen – und niemand wollte unvorbereitet und frei improvisierend vor die Gruppe treten. Auch, weil danach noch kritische Nachfragen zu dem Thema ‚Positive Psychologie‘ gestellt werden sollten.

Hoher Stresspegel bei wenig Vorbereitungszeit für einen kurzen Vortrag

Du ahnst es vielleicht schon: Das war keine Übung nur zum Thema Vortragen vor Publikum, hier ging es ganz live und akut um den Umgang mit Stress in einer Vortragssituation, und wie wir bestmöglich damit umgehen konnten. Doch das wussten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht …

Was mich bei dieser Übung ‚rettete‘ und ruhiger atmen ließ: Dass ich durch meine Erfahrung mit verschiedenen rhetorischen Strukturen einfach weiß, wie sich so ein kurzer Vortrag einfach und klar strukturieren lässt. Auch mit ganz wenig Vorbereitungszeit.

 

Rhetorische Strukturen helfen bei der schnellen Vorbereitung

Denn der ganze Sinn hinter der Beschäftigung mit Rederhetorik und Struktur ist ja, dass dadurch Themen einfach runtergebrochen und gegliedert werden können. Die Rede-Struktur legt sich dabei wie ein unsichtbares Netz hinter die Themen, über die du dann leicht und klar sprechen kannst.

3 Redestrukturen, mit denen du deinen Kurzvortrag vorbereiten kannst

Deswegen zeige ich dir in diesem Blogartikel 3 verschiedene Redestrukturen, mit denen du deinen Kurzvortrag einfach aufbauen kannst. Wenn du das nächste Mal fünf Minuten Vorbereitungszeit für einen einminütigen Vortrag hast, kannst du dich daran orientieren.

Dann musst du zwar immer noch die Spannung ‚wegatmen‘, wenn dein Name tatsächlich gezogen wird und du auf die Bühne gehst – aber deine Vortragsstruktur wird sitzen und ‚auf den Punkt‘ sein.

Wichtige Voraussetzung, um Kurzvortrag mit wenig Zeit vorzubereiten

Damit du deinen Kurzvortrag mit sehr wenig Zeit vorbereiten kannst, muss eine Sache unbedingt gegeben sein: Du musst dich im Thema auskennen. Du musst wirklich im Stoff stehen.

So kannst du dich in den dir zur Verfügung stehenden 5 Minuten nämlich ausschließlich darauf konzentrieren, in welche Reihenfolge du die Fakten oder Argumente bringst. Wenn du in den 5 Minuten erstmal zu recherchieren anfängst, was es überhaupt zu dem Redethema zu sagen gibt, wirst du nicht fertig.

Wenn du aber genügend Wissen zu dem Thema hast, kannst du direkt loslegen. Und manchmal liegt sogar eine große Freiheit darin, wenig Vorbereitungszeit für den Kurzvortrag zu haben: Denn dann kannst du dich auf das wirklich Wichtige konzentrieren und verzettelst dich nicht mit endloser Recherche.

 

Wird dein Kurzvortrag eine Informationsrede oder eine Überzeugungsrede?

Prinzipiell unterscheiden wir in der Rederhetorik zwischen 3 Redekategorien: Informationsreden, Überzeugungsreden und Anlassreden. Die Anlassreden lasse ich hier mal raus; dieses Schema ist eher was für Geburtstagsfeiern oder Museumseröffnungen.

Erste Entscheidung: Informieren oder überzeugen?

Die erste Entscheidung, die du also treffen kannst rund um deinen Kurzvortrag, ist: Willst du eher informieren oder überzeugen? Bei einer Informationsrede soll dein Publikum danach über mehr Informationen verfügen, also mehr Wissen haben.

Bei einer Überzeugungsrede steht im Vordergrund, dass dein Publikum zu einer anderen Handlung motiviert wird, also danach etwas anderes tut.

 

Informativer Kurzvortrag: Anfang, Mittelteil, Schluss

Beginnen wir mit der informativen Struktur. Wie die meisten rhetorischen Strukturen ist diese kleine Informationsrede auch in 3 Abschnitte geteilt: Anfang, Mittelteil und Schluss. Am Anfang umreiße ich kurz, was das Thema des Vortrags ist. Dann gibt es eine Mini-Agenda, die die folgenden Unterpunkte ankündigt.

Im Mittelteil stelle ich jeweils einen Begriff voran, den ich dann genauer erkläre. Das schafft Orientierung und Ordnung.

Zum Schluss bringe ich das Thema nochmal auf den Punkt. Wichtig: Standardmäßig steht am Ende einer Informationsrede kein Appell. Ein einfacher Aussagesatz am Ende einer informativen Struktur ist also absolut okay und ausreichend. Das Ziel einer Informationsrede ist ja: Informieren.

Und hier kommt mein beispielhafter Kurzvortrag zum Thema ‚Positive Psychologie‘, bei dem das Informieren im Vordergrund steht.

Beispiel für einen informativen Kurzvortrag

“Other People matter: Das ist die Essenz der Positiven Psychologie. Sie erforscht, was ein gelingendes Leben ausmacht.

3 Aspekte sind dabei besonders wichtig: Sie ist wissenschaftlich fundiert, sie schaut auf das Miteinander und sie ist immer wachstumsorientiert.

Wissenschaftlich: Die Forschung im Bereich der Positiven Psychologie beschäftigt sich mit Themen wie Stärken, Werte, Ziele, Lebenssinn oder Selbstmitgefühl.

Miteinander: Die Positive Psychologie fokussiert sich auch auf die Beziehungen der Menschen miteinander und wie diese gut gestaltet werden können. 

Wachstumsorientiert: Damit richtet die Positive Psychologie den Blick auf alle Themenbereiche, die Menschen Kraft geben, sie wachsen und aufblühen lassen. Sowohl im Alltag, als auch im Beruf.

Die Positive Psychologie ist der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden und Lebensglück!”

(114 Wörter, 1 Minute Sprechzeit)

 

Überzeugender Kurzvortrag mit dem AIDA-Schema

Bei meinem zweiten Beispiel-Kurzvortrag liegt ein Überzeugungs-Schema dahinter. Und zwar die AIDA-Formel, die auf den Werbestrategen Elmo Lewis zurückgeht, der sie angeblich 1898 erfunden hat.

Meiner Meinung nach weist sie sehr viel Ähnlichkeit mit schon seit der Antike überlieferten Überzeugungsstrukturen der Rederhetorik auf. Aber sei’s drum – wir lernen ja schließlich alle voneinander und natürlich baut jedes ‚neue‘ Konzept irgendwie darauf auf, was davor war. Und schön eingängig ist sie auf jeden Fall, diese AIDA-Formel. Deswegen kannst du sie dir auch leicht merken und sie im ‚Ernstfall‘ jederzeit anwenden.

AIDA steht für: Attention – Interest – Desire – Action

Im ersten Schritt wird die Aufmerksamkeit der Zuhörer*innen geweckt. Nachdem sie wach und aufmerksam sind, wird ihr Interesse weiter gelenkt und vertieft. Danach wird versucht, den ‚Haben-Wollen-Reflex‘ auszulösen, also das Verlangen nach einem veränderten Zustand entstehen zu lassen. Am Abschluss steht ein Appell, eine Handlungsaufforderung: Tu das!

Beispiel für einen überzeugenden Kurzvortrag mit dem AIDA-Schema:

“Lange hat sich die herkömmliche Psychologie nur mit den dunklen Seiten des Lebens und mit psychischer Krankheit beschäftigt. Mit Mangeldenken und menschlichem Leiden.

Doch die Positive Psychologie richtet den Blick darauf, was ein gelingendes Leben ausmacht.

Die Positive Psychologie untersucht, wie wir gesund und glücklich leben können. Wie wir mit unseren Stärken und Werten verbunden bessere Beziehungen führen und erfüllter im Beruf sein können. Wie wir unserem Leben einen Sinn geben und sogar gestärkt aus Krisen hervorgehen können.

Wissenschaftliche Erkenntnisse übersetzt die Positive Psychologie in ganz alltagstaugliche und wirksame Anwendungen.

Beschäftige dich mit Positiver Psychologie, um diese transformierende Kraft auch in deinem Leben zu spüren!”

(105 Wörter, < 1 Minute Sprechzeit)

 

Kurzvortrag mit starker Nutzen-Argumentation

Als drittes stelle ich dir hier noch eine etwas andere Überzeugungsstruktur vor. Sie ist persönlicher auf eine einzelne zuhörende Person ausgerichtet und stellt den Nutzenaspekt in den Vordergrund.

Sie besteht aus einer sehr kurzen Einleitung, die die Frage beantwortet: ‚Warum spreche ich?‘ (Weil ich dir etwas erzählen will …)
Danach kommen 3 verschiedene Argumente, die jeweils die Frage beantworten: ‚Was bringt dir das?‘ Am Ende steht auch hier ein kurzer Appell, der zu einer Handlung führen soll.

Argumentatives Redeschema für deinen kurzen Vortrag

“Ich erzähle dir heute etwas über Positive Psychologie und was der Nutzen für dein Leben sein kann.

Die Positive Psychologie richtet den Blick darauf, was ein gelingendes Leben ausmacht. So erkennst du, was in deinem eigenen Leben schon gut ist – und was du noch weiter ausbauen willst. 

Das hat viel mit den Forschungsthemen der Positiven Psychologie zu tun: Sie erforscht Dinge wie Stärken, Werte und Lebenssinn. Dadurch siehst du, was dich trägt, wo deine Wurzeln sind und wohin du dich in deinem Leben noch bewegen willst. 

Die Positive Psychologie überträgt ihre Erkenntnisse in wirksame Übungen, die du anwenden kannst, um jeden Tag mehr positive Emotionen und mehr Verbindung zu anderen Menschen zu spüren.

Beschäftige dich mit Positiver Psychologie: Für mehr Glück und Wohlbefinden. Auch in deinem Leben.”

(127 Wörter, 1 Minute Sprechzeit)

 

Kurzvortrag in wenigen Minuten vorbereiten

Mit diesen rhetorischen Strukturen kannst du deinen Kurzvortrag innerhalb weniger Minuten vorbereiten.

Du musst dafür einfach nur die Entscheidung treffen, ob du eher informieren oder überzeugen möchtest – oder ein paar nutzenorientiere Argumente vorbringen willst.

Stichworte genügen für deinen Kurzvortrag

Die Beispiele für die Kurzvorträge in diesem Blogartikel sind zwar ausformuliert, damit du dir einen Eindruck verschaffen kannst. ‚In echt‘ würde ich sie jedoch nicht Wort für Wort vorbereiten und aufschreiben, sondern nur Stichworte zu Papier bringen.

Denn wenn du alles ausformulierst, ist die Gefahr zu groß, dass du an genau diesen Worten klebst und der Vortrag dann einfach vorgelesen klingt.

Sieh eine Struktur immer einfach als hilfreiches Netz, an dem du dich orientieren kannst. Sie hilft dir, deine Gedanken für den Kurzvortrag zu strukturieren. Vor Publikum solltest du dann, mit dem ‚roten Faden‘ im Hinterkopf, frei formulieren. So entfaltet dein Sprechen, unabhängig von der gewählten Struktur, einfach mehr Überzeugungskraft.

Mit etwas Übung gelingt dir bald jeder Kurzvortrag komplett spontan.

Und die absolut gute Nachricht ist: Je öfter du eine rhetorische Struktur für deinen Kurzvortrag verwendest, umso leichter wird dir das fallen! Hier lohnt es sich also, zu üben – und die unterschiedlichsten Themen, die dich beschäftigen, in diese Strukturen einzupassen.

So werden deine Kurzvorträge immer besser – und du kannst dich bald jederzeit spontan, frei und strukturiert äußern.