Mit diesem einfachen Schema argumentierst du wirkungsvoll

 
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Besser und überzeugender argumentieren können – wer will das nicht?

Wie wir durch gelungene Argumentation Handlungen unserer Gesprächspartner*innen beeinflusst und Einstellungen verändert werden können, ist deswegen ein Kernthema in meinen Rhetorik Trainings. Damit deine Inhalte überzeugen, brauchst du eine gute Struktur – und natürlich die für dein Publikum passenden Argumente. Beides greift ineinander.

Du benötigst Argumente, also Begründungen, immer dann, wenn du andere Menschen von deiner Meinung und deinen Vorschlägen überzeugen willst. Natürlich muss jede Argumentation auch ansprechend vermittelt werden, in Bezug auf Körperausdruck und Stimmausdruck.

Bereite deine Argumente genau vor.

Der gelungene argumentative Aufbau ist die Basis, damit du überhaupt etwas zu vermitteln hast. Deswegen nimm dir in jedem Fall die Zeit, deine Argumente genau zu überlegen und vorzubereiten, bevor du vor dein Publikum trittst und sie in Gesprächen anführst.

Ja, um gut zu argumentieren ist einiges an Gedankenarbeit und Vorbereitung nötig: wenn du ein Thema nicht in allen Details aus dem Effeff beherrschst, dann bedeutet das erstmal Hinsetzen und Nachdenken. Sammeln und Strukturieren.

Eine gelungene Argumentation, die bei deinem Publikum verfängt, musst du nicht ‚spontan aus dem Hut zaubern‘ – du darfst sie durchaus gewissenhaft vorbereiten. Und wenn du erstmal die Grundmuster argumentativen Sprechens durchdrungen hast, dann wird es immer einfacher.

Eine einfache Grundstruktur zum Argumentieren

In diesem Blogartikel stelle ich dir eine einfache Grundstruktur für eine gelungene Argumentation vor. Sie ruht auf 3 Säulen – und damit du dir den Ablauf besonders leicht merken kannst, beginnt jedes Wort mit ‚B‘: Das 3-B-Schema.

Es ist eine wirkungsvolle Argumentationsstruktur, die ich sehr gerne verwende, die sich schnell vermitteln und gut üben lässt. Die 3 B stehen für: Behaupten – Begründen – Belegen.

Behaupten - Begründen - Belegen

Mit dem 1. B stellst du eine Behauptung, eine Meinung, eine These in den Raum. Mit dem 2. B begründest du, was du gerade gesagt hast. Du gibst eine Antwort auf das ‚WARUM‘, das zwischen dem Behaupten und dem Begründen steht. Und mit dem 3. B, dem Beleg, untermauerst du, was du gerade gesagt hast, und führst Beweise an.

3 Schritte sind also nötig für diese argumentative Grundstruktur. In der kleinsten Form brauchst du dafür 2-3 Sätze, aber du kannst das Ganze dann natürlich auch beliebig ausweiten. Gehen wir diese Argumentationsform nochmal im Detail miteinander durch.

 

Behaupten: Mit der eigenen Meinung vorangehen.

Bevor du zu einer Sache argumentierst, also eine Begründung lieferst, steht ein mutiger Schritt ins Rampenlicht. Du wagst dich mit einer Behauptung, einer These, einer Meinung hinaus an die Öffentlichkeit. Du sendest deine Kernbotschaft an dein Publikum. Danach ist das Thema im Raum und alle haben eine erste Vorstellung davon, worum es dir geht.

 

Ein paar Beispiele für wilde Behauptungen:

Die besten Geldanlagen sind langfristige Geldanlagen.

Zwergpinscher sind für mich die tollsten Hunde.

Viel Wasser zu trinken ist gesund.

Kinder brauchen viel Bewegung.

Kein Fleisch zu essen ist vernünftig.

 

Das alles sind erst mal Behauptungen. Ich stelle etwas in den Raum. Das kann ich mit Nachdruck tun, mit voller Überzeugungskraft – oder auch ganz sachlich, nüchtern, zurückhaltend. Es sind alles erstmal nur Behauptungen.

Wenn ich nach dieser Behauptung zu sprechen aufhöre, dann kommt eine andere Person und sagt vielleicht: ‚Aber ich sehe das nicht so …‘ und stellt eine widersprechende Behauptung in den Raum.

Dann kommen wir langfristig nicht weiter, denn ziemlich schnell steht dann Meinung gegen Meinung, Dickkopf gegen Dickkopf. Konfrontationen auf der Beziehungsebene sind die Folge.

Wahrscheinlicher kommt nach der Behauptung ein ganz bestimmtes, kleines Wort von der Gegenseite. Nämlich: WARUM? Die andere Person fragt nach einer Begründung für die aufgestellte Behauptung. Und dann sind wir direkt beim Argument, das auf eine Behauptung folgen sollte.

 

Begründen: Die Frage nach dem WARUM beantworten.

Nachdem du eine Meinung in den Raum gestellt hast, solltest du die Frage nach dem Warum beantworten. Diese Frage wird entweder explizit nach der Behauptung von der anderen Person gestellt. Oder du schließt nach dem 1. Satz eben so schnell deine Begründung an, dass du die Frage vorwegnimmst.

Das Wörtchen, das dir beim Begründen gute Dienste leistet, ist WEIL. So fügst du nach dem Hauptsatz mit der Begründung noch einen Nebensatz an.

 

Beispiele für Behauptung + Begründung:

Die besten Geldanlagen sind langfristige Geldanlagen,
weil dann der Zinseszins für dich arbeiten kann.

Zwergpinscher sind für mich die tollsten Hunde,
weil sie sportlich, schlau und klein sind.

Viel Wasser zu trinken ist gesund,
weil so der Flüssigkeitsbedarf des Körpers gedeckt wird.

Kinder brauchen viel Bewegung,
weil sie sich dadurch geistig, seelisch und körperlich entwickeln.

Kein Fleisch zu essen ist vernünftig,
weil dadurch die Umwelt geschont wird.

 

Belegen: Die Argumentation mit zusätzlichem Material untermauern.

In vielen Situationen wirst du beim Argumentieren nicht nur mit einem Haupt- und Nebensatz davonkommen. Du musst wahrscheinlich noch etwas mehr bieten, um dein Gegenüber von deiner Argumentation restlos zu überzeugen. Mit dem Belegen geht deine inhaltliche Auseinandersetzung weiter: Du fügst nun noch entscheidende weitere Bausteine hinzu, um zu zeigen, dass du wirklich weißt, wovon du sprichst.

Um deine Argumente zu untermauern, kannst du verschiedenste Belegarten nutzen. Schauen wir uns ein paar Beispiele genauer an.

 

Belegen mit Autoritäten:

Die besten Geldanlagen sind langfristige Geldanlagen,
weil dann der Zinseszins für dich arbeiten kann.
Als Albert Einstein gefragt wurde, was seiner Meinung nach die größte Kraft des Universums ist, sagte er: ‚Das ist der Zinseszins‘.

Bei dem Beleg mit Autoritäten beziehst du dich auf eine Person oder eine Gruppe, die für dein Publikum eine positive, akzeptierte Referenz darstellt.

 

Belegen mit Kausalitäten:

Du kannst das gleiche Argument auch mit einem Kausalitätsbeleg untermauern. Dabei bringst du zwei Ereignisse in einem Zusammenhang, verknüpfst also Ursache und Wirkung.

Die besten Geldanlagen sind langfristige Geldanlagen,
weil dann der Zinseszins für dich arbeiten kann.
Wenn du 3000 EURO mit 7,0% Zinsen p.a. anlegst (z.B. in ETFs), dann verdoppelt sich das Anfangskapital durch den Zinseszinseffekt innerhalb von 11 Jahren.

 

Belegen mit Beispielen:

Mit einem Beispiel kannst du verschiedenste Sachverhalte einfach veranschaulichen. Ein weiterer Vorteil: Für die meisten Themen findest du sicher viele Beispiele, sodass sich deine Argumentation leicht im Kopf deines Publikums verankert.

Ein lebendes Beispiel: Zwergpinscher Fibi auf einer unserer Wanderungen - sie sitzt zwischen 2 Tricks auf einem Baumstamm …

Ein lebendes Beispiel: Zwergpinscher Fibi auf einer unserer Wanderungen - sie sitzt zwischen 2 Tricks auf einem Baumstamm …

Zwergpinscher sind für mich die tollsten Hunde,
weil sie sportlich, schlau und klein sind.
Meine rote Zwergpinscher-Hündin Fibi zum Beispiel macht jede Wanderung begeistert mit, lernt schnell neue Tricks und Kommandos – und passt durch ihre Größe hervorragend in einen Fahrradkorb, was sehr praktisch für das Leben in der Stadt ist.

Hier habe ich, genau genommen, sogar 3 Argumente belegt. Nämlich die Begründungen sportlich, schlau und klein.

In der abgespeckten Variante klingt es so:

Zwergpinscher sind für mich die tollsten Hunde,
weil sie sportlich sind.
Meine rote Zwergpinscher-Hündin Fibi macht begeistert jede Wanderung mit.

 

Belegen mit Fakten, Zahlen, Daten

Das Gute an Zahlen, Daten und Fakten ist, dass sie kaum angreifbar sind. Zumindest, wenn beide Seiten der Quelle vertrauen. Studien, Statistiken und Kalkulationen kannst du gut heranziehen.

Viel Wasser zu trinken ist gesund,
weil so der Flüssigkeitsbedarf des Körpers gedeckt wird.
Bei Erwachsenen gibt es eine Faustformel, die Ernährungsexpert*innen entwickelt haben, um deine optimale Trinkmenge zu berechnen. Dafür rechnest du dein Gesamtgewicht in kg mal 30 ml. Bei einem Gewicht von 70kg wäre also eine Trinkmenge von 2100 ml/ Tag optimal.

 

Belegen mit Normen und Werten:

Wenn du die emotionale und moralische Ebene ansprechen willst, dann ist der Beleg deiner Argumentation mit Normen und Werten eine gute Wahl.

Doch, Achtung: Das funktioniert nur, wenn dein Publikum diesen Wert wirklich schätzt! Wenn er dir zwar wichtig ist, aber deinen Zuhörer*innen egal, dann kommst du damit nicht weiter. Dann können die Ohren sogar zugehen, weil deine Wertmaßstäbe abgelehnt werden – und das führt zu einem deutlich weiteren Auseinanderdriften in der Debatte als bei all den anderen Belegarten.

Die Überzeugungskraft normativer Argumente hängt also sehr von den Einstellungen deiner Gesprächspartner*innen zusammen. Wähle weise: Was bei dem einen Publikum verfängt und zu Applaus führt, bringt bei dem anderen nur Schulterzucken.

Kinder brauchen viel Bewegung,
weil sie sich dadurch geistig, seelisch und körperlich entwickeln.

Belegen mit dem Wert GESUNDHEIT:

Wenn uns als Gesellschaft gesunde Kinder wichtig sind, dann sollten wir Räume schaffen, in denen sie ihr Grundbedürfnis nach Bewegung frei ausleben können.

Kein Fleisch zu essen ist vernünftig,
weil dadurch die Umwelt geschont wird.

Belegen mit dem Wert ZUKUNFTSFÄHIGKEIT/ NACHHALTIGKEIT:

Wenn wir Fleisch aus unserem Speiseplan streichen, reduzieren wir CO2-Emissionen und tragen dazu bei, dass auch zukünftige Generationen noch (gut) auf diesem Planeten leben können.

Und klar, mit diesem Argument kommst du nicht weit, wenn der anderen Person Fleisch aber soooo gut schmeckt und sie nach der Einstellung lebt: ‘Wer nach mir kommt, ist mir egal.’ Dann gilt es, andere Argumente zu finden.  

 

Welche Argumente kann dein Publikum hören?

Argumentieren. Rhetorik Training.png

Die Herausforderung beim Argumentieren ist nicht nur, dass du gute Argumente findest. Du musst auch Argumente und Belege finden, die sich in der speziellen Einzelsituation der Rede oder des Gesprächs besonders gut eignen. Und das bedeutet auch, dass du möglicherweise in der einen Gruppe eine andere Argumentation vorbringst als in einer anderen. Das hat nichts mit Wankelmütigkeit oder rhetorischen Tricks zu tun, sondern orientiert sich daran, was dein jeweiliges Publikum ‚hören‘ kann.

Ich mag dieses Zitat dazu:

‚Wenn wir argumentieren, wollen wir nicht beweisen, dass etwas wahr ist. Wir wollen, dass der andere etwas für wahr hält. (…) Deshalb suchen wir Argumente, die die anderen von der Wahrscheinlichkeit einer Aussage, von der Richtigkeit einer Meinung, von der Angemessenheit einer Aufforderung überzeugen.‘

(Klaus Pawlowski, ‚Konstruktiv Gespräche führen‘, reinhardt 2005; Affiliate-Link zu buch7 - Der soziale Buchhandel)

Natürlich geht es beim Argumentieren um dich als Rednerin, um deine Thesen, Meinungen, Sichtweisen – aber es geht eben auch um dein Publikum und darum, welches Argument wirklich ‚verfangen‘ könnte.