Was du über Zwischenrufe wissen solltest

 
Zwischenrufe. Rhetorik Training.png
 

Auch bei Zwischenrufen ist, wie bei Zwischenfragen, die erste Devise: Bleib höflich und vor allem sachlich. Effektive Kommunikation ist entscheidend, um Zwischenrufe angemessen zu handhaben und nach der unvorhergesehenen Störung schnell weiterzumachen.

Zwischenrufe funktionieren wie Unterbrechungen: Jemand grätscht mit einem höheren Energielevel in deine Ausführungen rein. Dazu muss die Person entweder deutlich lauter sein als du oder ein raumgreifenderes Verhalten an den Tag legen. Diese Menschen, die zwischenrufend unterbrechen, können aus jedem Bereich des Publikums kommen, unabhängig von Alter oder Geschlecht.

Zwischenrufe kündigen sich durch Unruhe an.

Ebenso wie eine Unterbrechung kündigt sich ein Einwurf schon an, bevor er passiert.

Oft durch Unruhe unter deinen Zuhörer*innen, Gewisper, Räuspern oder Schnauben. Wenn du sowas wahrnimmst, kannst du dich innerlich vorbereiten - oder bewusst gegensteuern. Manchmal atmen Personen, die sich gleich laut zwischenrufend äußern werden, auch vernehmlich an, um dann gezielt eine Unterbrechung zu lancieren.

Der Zwischenrufer will nicht dauerhaft selbst sprechen.

Anders als bei Unterbrechungen legt es jemand mit einem Zwischenruf nicht unbedingt darauf an, selbst dauerhaft zu sprechen. Oft will die Person dich vielmehr provozieren, bloßstellen oder deine Reaktionen austesten.

Das ist unangenehm, unfair und ich hoffe natürlich, dass dir der Umgang mit Zwischenrufen erspart bleibt. Die Verwendung klarer Sprache ist entscheidend, um auf Zwischenrufe effektiv zu reagieren: Hier ist Fingerspitzengefühl in der Kommunikation ebenso gefragt wie ein klares Bewusstsein für deine Grenzen.

Zwischenrufe kommen für die davon Betroffenen immer zur Unzeit.

Natürlich ist gerade so ein Vortrag, so ein Moment vor Publikum etwas sehr Besonderes für viele Menschen. Ein Zwischenruf gehört sicherlich ebenso zu den Horrorszenarien, die sich viele Vortragende schon vorab ausmalen, wie ein Blackout oder eine kritische Nachfrage.

Doch in den allermeisten Fällen wird es bei der reinen Vorstellung bleiben: Die meisten Schwierigkeiten malen wir alle uns bloß im Kopf aus - und in der Regel ist das Publikum eher freundlich.

Doch was, wenn ein Zwischenruf passiert? Was, wenn sich jemand unangebracht verhält, um dich aus der Reserve zu locken?

When they go low, we go high. 

Ich finde Michelle Obamas Spruch sehr inspirierend und weise: “When they go low, we go high.” Lass dich nicht auf das Niveau einer Person herab, die dich stören und verletzten will. Gönne ihr nicht den Triumph, indem du selbst ausfällig wirst oder mit gleicher Münze zurückschlägst und scharfe Sätze zurückschleuderst.

Widerstehe der Versuchung, selbst polemisch oder verletzend zu werden. Wenn du dich runterziehen lässt, hat diese unangenehm zwischenrufende Person ein Stück weit gewonnen und ihr Ziel erreicht.

 
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Bereite dich auf mögliche Zwischenrufe vor. 

Wenn du Gegenwind bei deinem Vortrag erwartest, bereite dich im Vorfeld auch auf mögliche Zwischenrufe vor und überlege dir passende Antworten, einschließlich Beispiele, die deine Reaktionen illustrieren: Kurz und äußerst sachlich.

Indem du die möglichen Reaktionen und Einwände antizipierst, kannst du deinem Publikum einen Schritt voraus sein - und hast sicher auch die passende Antwort parat.

Versuche ruhig und gelassen zu bleiben, auch wenn das eine Herausforderung sein mag: Antwortest du spöttisch oder polemisch, kann sich die Situation schnell hochschaukeln.

Tief durchatmen statt polemisch zurückhauen.

Vielleicht bekommt der Zwischenrufende dann nämlich Unterstützung von anderen Leuten aus dem Publikum. Atme also lieber tief durch und überlege, wie du angemessen reagieren kannst - um danach wieder zu deinen eigentlichen Themen überzuleiten.

Reagierst du nämlich sachlich und souverän auf die Störung, ist es wahrscheinlich, dass sich deine Zuhörer*innen mit dir solidarisieren. Möglicherweise wird der Störenfried dann von anderen Leuten aus dem Publikum darauf hingewiesen, dass sie selbst zuhören wollen - und Schwierigkeiten damit haben, was da plötzlich für ein Ton angeschlagen wurde.

Natürlich ist es wichtig, dass du über tiefe Kenntnisse deines Themas verfügst, sodass du wirklich mit deinen Inhalten vertraut bist. Dann kann du selbstbewusst auf Zwischenrufe reagieren - und findest nach der Unterbrechung auch schnell den 'roten Faden' wieder.

 

Übergehe komplett unsachliche Zwischenrufe.

Nicht aufs Thema bezogene, unqualifizierte Zwischenrufe versuche zu ignorieren und zu übergehen. Manchmal äußern sich Menschen spontan aus der seltsamsten Ursache. Oft hilft es, eine kurze Pause nach der Störung zu machen, die betreffende Person direkt anzublicken – und dann entschieden weiterzusprechen.

Es ist wichtig, dass du nach der Störung versuchst, den Fokus wiederzufinden und wieder auf Kurs zu kommen.

Auf sachlich berechtigte Einwände oder Fragen gehe ein, wie in meinem Blogartikel über Zwischenfragen beschrieben. Sicher ist es von der jeweiligen Situation abhängig, wie du auf Zwischenrufe und Zwischenfragen reagierst – und wie du sie für dich einordnest.

Hier ist es gut, wenn du dir nach deinem Vortrag Zeit nimmst, um das Ganze für dich zu reflektieren und auch auf die möglichen Ursachen zu schauen. So hast du Zeit für die Verarbeitung - und kannst einem möglichen Problem das nächste Mal noch früher begegnen.

 

Nicht jede Wortmeldung will dich stören. 

Wenn du vor Leuten redest und vorträgst, befindest du dich in einer sehr exponierten Situation: Alle Augen sind auf dich gerichtet. Da ist es verständlich, wenn deine Nerven blank liegen und du nervös bist. Nicht alles, was dich innerlich ‚an die Decke springen‘ lässt und dich aus dem Konzept bringt, ist tatsächlich negativ gemeint oder will dich stören.

Auch wenn ihr Auftreten in diesem Artikel ausführlich behandelt wurde: Böswillige Zwischenrufer*innen dürften hoffentlich die absolute Ausnahme unter deinen Zuhörer*innen sein.

Im Normalfall wirst du interessierte, zugewandte Leute vor dir sitzen haben, die verständlich informiert werden wollen. Beschäftige dich im Vorfeld mit deinen Zuhörer*innen – und richte deinen Vortrag so verständlich und transparent wie möglich auf sie aus.

Dann werfen dich auch Fragen und Störungen von außen nicht aus der Bahn - und du behältst während deines Vortrags souverän alle Fäden und Informationen in der Hand.