Wie du einen Blackout beim Sprechen überwindest

 
 

Bevor ich mich der mündlichen Kommunikation zugewandt habe, habe ich Theaterregie studiert. Und am Ende meines ersten Studiums war ich mit meiner Inszenierung ‘Preparadise Sorry Now’ bei einem Festival eingeladen. Viele junge Regisseur*innen durften dort ihre Arbeiten präsentieren – es ging um’s Dabeisein und darum, sich selbst optimal zu verkaufen.

Nur: Damals, mit 23, war ich überhaupt nicht gut darin. Dieses Festival und all die selbstbewussten, extrovertierten Menschen haben Angst in mir ausgelöst.

Zudem wurde meine Inszenierung sehr kontrovers besprochen – und ich habe mir innerlich sehr viel Druck gemacht. Bei einer Podiumsdiskussion passierte es dann: 

B L A C K O U T .​

 

Ich habe mal eine KI gebeten, mir ein paar Bilder rund um das Thema Blackout beim Sprechen zu erstellen …

Blackout vor Publikum: Nur noch Leere im Kopf

Mir war schlecht, mein Kopf fühlte sich an wie mit Watte gefüllt und ich bekam keinen geraden Satz mehr raus. Seitdem weiß ich, was es bedeutet, wenn durch den Stress nur noch Leere im Hirn ist.

Vielleicht kennst du das auch?       

Plötzlicher Blackout statt roter Faden …

Ein Blackout beim Sprechen, ob während einer Rede oder im Gespräch, fühlt sich an wie ein plötzlicher Gedächtnisverlust: Du weißt vorübergehend nicht mehr weiter. Die Gedanken sind blockiert und du kannst deinen Vortrag nicht mehr nahtlos fortsetzen.

Wo ist er denn, der rote Faden? Der nächste Teil des Vortrags ist bei einem Blackout kurzzeitig wie gelöscht – und dadurch entsteht ganz viel Unsicherheit, wie du weitermachen, weitersprechen sollst …

Ob es zum Blackout kommt, hängt von vielerlei Faktoren ab: Wie vertraut dir die Sprechsituation ist, ob du sie ‚freiwillig‘ meisterst, inwieweit du sie kontrollieren kannst oder als wie freundlich und kooperativ du das Publikum einschätzt.

 

Stress, Sprechängste und Druck von außen erhöhen das Risiko eines Blackouts beim Sprechen.

Wenn du sehr gestresst und nervös rund um deinen Vortrag bist, kann sich die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts erhöhen. Stress beeinträchtigt einfach die kognitive Funktion und das Sprechdenken. So wird es schwieriger, sich zu konzentrieren und die richtigen Informationen aus dem Gedächtnisspeicher abzurufen.

Auch Ablenkungen im Umfeld können einen Blackout beim Sprechen triggern. Dazu gehören Zwischenrufe, plötzliche Unterbrechungen, eine unruhige Atmosphäre im Publikum oder auch laute Umgebungsgeräusche.

Blackout durch Ablenkungen während des Sprechens

Ebenso kann der Eindruck, dass manche Leute aus dem Publikum gar nicht richtig in Gedanken ‚dabei‘ sind, ablenkend wirken. Kund:innen beschreiben immer wieder, dass es in Meetings Usus ist, dass sich die Beteiligten hinter ihren Laptops verschanzen – und nur äußerst sporadisch Blickkontakt möglich ist oder Signale der Zustimmung gesendet werden.

Natürlich kann auch Druck von außen, etwa von Vorgesetzten oder Kollegen („Das muss heute richtig gut werden, sonst verlieren wir den Auftrag …“) die Gefahr eines Blackouts verstärken.

Selbstsabotierende Gedanken, die Blackouts triggern können …

Zu den äußeren Risiko-Faktoren eines Blackouts kommen oft Gedanken des Selbstzweifels dazu: ein explosiver Cocktail. Denn diese selbstkritischen Gedanken binden Kapazitäten, die du eigentlich für die Wortfindung und den Inhalt deines Vortrags brauchst.

Typische Beispiele für solche selbstsabotierenden Gedanken, die zu einer Blockade während deines Vortrags führen können, sind: „Ich muss alles perfekt machen.“ Oder auch: „Ich darf keinen Fehler machen.“

Auch wenn du davon ausgehst, dass ganz bestimmt etwas Schlimmes passieren wird, kann das dein Selbstbewusstsein beim Sprechen untergraben: „Ich werde es sowieso vermasseln.“

Zudem sind Autosuggestionen, dass ein Blackout vor Publikum das Schlimmste wäre, sicher nicht hilfreich: „Oh Gott, hoffentlich bekomme ich keinen Blackout …“

Wo ist bloß der nächste Satz?

Ein Blackout beim Sprechen ist also ein plötzlicher Moment des Gedächtnisverlusts oder der geistigen Blockade während einer Rede oder eines Vortrags. Dabei ist die redende Person vorübergehend nicht in der Lage, sich an den nächsten Gedanken zu erinnern oder die nächsten Worte zu finden.

Es fühlt sich an, als wäre der Zugang zum eigenen Gedächtnis blockiert – und du kannst vorübergehend nicht weitermachen.

Das kann zu einem Moment der Stille führen, in dem du versuchst, deine Gedanken zu sammeln – und danach weiterzumachen. ​

 

Was tun gegen einen Blackout beim öffentlichen Sprechen?

Natürlich haben die unangenehmen ‚Gedankenvernebelungen‘ umso weniger eine Chance, je genauer du dich auf die Sprechsituation vorbereitest. Deine Inhalte sicher zu kennen und ein positives Mindset helfen: Dadurch kannst du einiges an Stress ‚abfangen‘.

Bereite dich gut vor, um die Gefahr eines Blackouts zu reduzieren.

Deswegen ist das wichtigste, um einen Blackout zu vermeiden, die gute Vorbereitung deines Vortrags oder deiner Verhandlung (ja, denn Blackouts treten durchaus auch in Gesprächssituationen auf …).

Strukturiere deinen Vortrag oder auch deine wichtigsten Argumente vor einem Gespräch, um einem Blackout vorzubeugen. Wenn du unstrukturiert sprichst und vom Hundertsten ins Tausendste kommst, dann verlierst du sehr leicht den roten Faden. Eine gute Struktur in deinem Vortrag hilft dir und deinem Publikum, dich zu orientieren und ‚am Ball‘ zu bleiben.

Strukturiert sprechen, um ohne Blackout und sicher durch den Vortrag zu kommen.

Du kannst etwa deinen Vortrag mit der Struktur einer Informationsrede oder einer Überzeugungsrede unterlegen, um sie sicher zu bauen. Dein Sprechen wird dadurch in verschiedene Abschnitte aufgeteilt und du kannst die Struktur als Leitfaden benutzen. Sinnvoll ist auch, dir einen Stichwortzettel zu erstellen oder in deiner Präsentation kurze Notizen zu hinterlegen.

Vortrag durchsprechen, um ihn wirklich gut kennenzulernen

Außerdem hilft es, einen Blackout deutlich unwahrscheinlicher zu machen, wenn du deinen Vortrag vorab übst. Ich bin eine große Freundin des Durchsprechens vor einer wichtigen Redesituation; es gibt einfach nichts Wirksameres!

Je mehr du deinen Vortrag übst, desto vertrauter wirst du mit dem Inhalt. Gerade beim mehrmaligen Durchsprechen wirst du erleben, dass du deine Kernpunkte nicht nur auf eine Art und Weise sagen kannst, sondern variantenreicher beim Sprechen wirst.

Bitte nicht auswendig lernen, sondern frei und variantenreich sprechen.

Denn auch das ‚Kleben am Wortwörtlichen‘ kann einen Blackout triggern: Das erleben vor allem Personen, die einen Vortrag Wort für Wort auswendig lernen – und dann eben keine Abweichungsmöglichkeiten haben oder schnell etwas umformulieren können.

 

Und was, wenn du doch vom Blackout kalt erwischt wirst?

Wenn das Blackout akut auftritt, dann geht es vor allem darum, dass du Zeit gewinnst und so ruhig wie möglich bleibst. Der Stress muss sich legen, damit du wieder klarer denken und den roten Faden erneut aufnehmen kannst. Dazu braucht es meistens ein paar Momente.

Was du während eines akuten Blackouts tun kannst, um bald weitersprechen zu können:

  • Trink einen Schluck Wasser. Das tut auch der Stimme gut. Notfalls kannst du nach dem ersten Schluck das Glas konzentriert abstellen, es wieder anheben – und noch einen Schluck trinken. Versuche, es als ‚Wirkungspause‘ zu verkaufen.

  • Atme 3x tief durch. Fokussiere dich auf die Ausatmung – das baut Stress ab. Einatmen – ausatmen. Du kannst beim Ausatmen auch innerlich bis 7 zählen und die Luft ganz leicht durch den Mund ausblasen. Das verlängert die Ausatembewegung zusätzlich.

  • Geh 2 Schritte zur Seite – und wieder zurück. Auch dadurch kannst du Zeit gewinnen. Und die Bewegung mit dem neuen Blickwinkel macht oft, dass die Gedanken nach dem Blackout wieder anspringen.

  • Fokussiere dich auf die Menschen im Publikum, die freundlich gucken. Wo sind die ‚Cheerleader:innen‘, die dich interessiert anschauen und in deren Blick du neue Kraft tanken kannst?

  • Wiederhole deinen letzten Satz, um nach dem Blackout wieder weiterzukommen. Entweder in genau den gleichen Worten oder etwas umformuliert.

  • Fasse die gesamte letzte Passage nochmal zusammen. Dadurch schaffst du dir einen gedanklichen ‚Absprung‘, um über die Hängestelle zu kommen. ​

 

Das Wichtigste rund um einen Blackout bei einem Vortrag: Ruhe bewahren.

Sei dir sicher, dass nach einem Blackout der nächste Gedanke wieder zu dir zurückkommt. Worauf du auch bauen kannst: Die allermeisten Menschen kennen das Gefühl dieser momentanen Leere im Kopf.

Deine Chefin, der Kollege und auch die so sicher wirkende Professorin oder der Politiker - sie alle waren auch schon in herausfordernden Redesituationen - und haben sie bewältigt. Sogar ich als Rhetoriktrainerin weiß, was es bedeutet, einen Blackout zu haben. Das verbindet.​

Die anderen sind mit sich selbst beschäftigt.

Gleichzeitig bekommen die Menschen meist nicht mit, was in dir passiert. Deswegen rate ich auch, ein Blackout in der Sprechsituation nicht groß zu thematisieren: So stößt du die anderen mit der Aufmerksamkeit gar nicht erst darauf.

Und: Pausen von 7 bis zu 15 Sekunden fallen kaum auf. Das ist eine verdammt lange Zeit. Fülle die Pause rund um deinen Blackout, etwa indem du einen Schluck trinkst. Bis dahin ist der Anschlussgedanke sicher wieder bei dir.

 

Was mir damals geholfen hat, um nach einem Blackout weiterzusprechen …

Ich habe damals bei dem Festival auch ----nach einer Pause---- den nächsten Gedanken wiedergefunden.

Geholfen hat mir auch, dass inzwischen die Bühnenbildnerin etwas Schlaues gesagt hat. Und dass mir eine liebe Freundin in der ersten Reihe so aufmunternd zugenickt hat.

Auch, dass ich mir nochmal klargemacht habe, warum ich überhaupt hier sitze – und dass es wichtig ist, für unsere Arbeit einzutreten, hat mich über die kurze Gedankenstarre rüber befördert, sodass ich weitersprechen konnte.

Und seitdem habe ich natürlich viel geübt.

Jede neue Kommunikationssituation ist eine neue Chance.

Blackouts beim Sprechen gehen vorüber.

Mach einfach weiter.

Du kannst das.