So wird Smalltalk wirklich verbindend

 
 

Smalltalk ist nicht gerade die beliebteste Gesprächsform. Viele Menschen sagen, dass sie Smalltalk nicht mögen – oder sich sogar vor ihm fürchten. Dabei ist beruflicher Smalltalk genauso unbeliebt wie der in privaten Situationen.

Einiges kann ja auch schiefgehen: Diese unangenehme Stille, wenn sich ein Thema erledigt hat. Oder überhaupt ein gemeinsames Thema zu finden! Wie steigt man am besten in so ein kurzes Gespräch ein? Wie lässt sich Smalltalk auf eine angenehme Art und Weise wieder beenden? Und: Worum geht es wirklich beim Smalltalk?

Unschlüssig und vage lächelnd mit einem Getränk nebeneinander stehen …

Und weil die Antworten auf all diese Fragen rund um Smalltalk manchmal wie höhere Mathematik wirken, steht man unschlüssig und vage lächelnd nebeneinander, hält sich am Getränk fest und überlegt, wie man aus der Situation wieder rauskommt, noch bevor das Gespräch überhaupt in Gang kommen konnte …

Dabei kann Smalltalk auch einfach, interessant und verbindend sein. Das ist eine gute Nachricht: Wir alle kommen ja immer wieder in die Situation, uns mit Menschen, die wir noch nicht kennen, zu unterhalten. Schließlich können nur so neue Beziehungen – und, ja, auch tiefergehende Gespräche entstehen.

Deswegen gibt es hier 4 Tipps für Smalltalk für dich, der sich einfach gut anfühlt und zu echten Verbindungen führt.

 

1.      Beim Smalltalk geht’s nicht ums Sammeln von Daten.

Beim Smalltalk geht es darum, gemeinsame Zeit angenehm, interessant und kurzweilig zu gestalten. Viele Menschen betrachten Smalltalk jedoch als Möglichkeit zum Daten-Sammeln. Smalltalk-Standardfragen, die wir alle kennen, sind: „Woher kommst du?“ / „Wie viele Geschwister hast du?“ / „Und, was machst du so beruflich?“

Die meisten von uns haben diese Fragen schon hunderte Male beantwortet – und auch beim 101. Mal werden sie nicht viel spannender. Diese Fragen zu stellen ist ebenso langweilig, wie sie zu beantworten. Und Langeweile ist der Erzfeind von Smalltalk!

Ziel: Interessanter und kurzweiliger Smalltalk

Das Ziel von Smalltalk ist, dass er als interessant wahrgenommen wird. Und das passiert am leichtesten, wenn er sich in dem Feld zwischen dem Erwartbaren und dem Unerwarteten bewegt. Es geht darum, bessere Fragen zu stellen und bessere Antworten zu geben.

Wenn jemand dich also fragt: „Und, was machst du so?“ – dann kannst du natürlich einfach mit den Fakten antworten. Oder du machst das Ganze zu einem spannenden Fragespiel, das die Interaktion noch mehr fördert: „Was ich mache… Lass mich dir 2 Hinweise geben: …“

Smalltalk, der so angenehm wie möglich für beide Seiten ist

Dann kann die andere Person raten – und natürlich kannst du das Ganze dann auch bald auflösen. In jedem Fall steht dabei nicht das Fakten-Sammeln, sondern die Art der Interaktion im Vordergrund.

Die dem Smalltalk unterliegende Frage ist nämlich immer: „Wie würde ich gerne die nächsten paar Minuten mit dieser anderen Person verbringen wollen? Wie kann ich diesen Smalltalk zu einer Erfahrung machen, die für uns beide so angenehm wie möglich ist?“

 

2.    Eine situative Beobachtung ist ein guter Start für Smalltalk.

Smalltalk zu beginnen, ist vielleicht der härteste Teil. Oft zermartern wir uns das Hirn, welche Frage (Daten-Sammeln!) denn nun gerade am Anfang die richtige wäre. Dann fällt uns keine passende ein – und die Stille wird immer länger. Deswegen räume dieses Hindernis zu Beginn aus dem Weg – und vergiss für einen Moment das Fragen-Stellen.

Die gemeinsame Umgebung ist voll von interessanten Gesprächsanlässen und Beobachtungen!

Stattdessen kannst du mit einer Beobachtung starten. Die Umgebung, in der du dich mit der anderen Person befindest, ist sicher voll von Anker-Punkten.

Das leckere Buffet!
Die schöne Lampe!
Der Ausblick aus dem Fenster!
Die liebevoll gestalteten Tischkarten!
Die Blumen, die so gut aussehen und duften!

Mach einen freundlichen, positiven Kommentar rund um etwas, das euch beide gerade situativ verbindet, eine Beobachtung in Bezug auf das euch umgebende Ambiente.

So kann etwas wie ein ‚verschwörerischer Vibe‘ zwischen dir und der anderen Person entstehen – und ihr habt ausgehend von diesem ‚common ground‘, dieser situativen Verbindung, bereits den Einstieg in den Smalltalk geschafft.

 

3.    Läute die letzte Runde beim Smalltalk für einen positiven Abgang ein.

Neben dem Beginn ist auch die Verabschiedung beim Smalltalk etwas, das vielen Menschen schwerfällt. Wann ist es genug? Und wie überhaupt den richtigen Ton bei einer Smalltalk-Verabschiedung finden?

Kurz vor der Ziellinie das Ende des Smalltalks ankündigen

Hier gibt es eine schöne Technik, die Smalltalk-Coach Rachel Greenwald als ‚The White Flag‘-Technik beschreibt. Beim Autorennen wird durch eine weiße Flagge angezeigt, dass es noch eine letzte Runde zu fahren gilt. Das Rennen ist also fast vorbei und kurz vor der Ziellinie – und alle können sich darauf einstellen. Kommunikativ kann sich das etwa so anhören:

„Bevor ich mir gleich einen neuen Drink hole, habe ich noch eine letzte Frage, weil es so toll war, was du übers Wandern in Südtirol erzählt hast: Gibt es eine Tour, die du ganz besonders empfehlen kannst?“

Letzte Frage, Dank fürs Gespräch, Kompliment: So wirkt der ‘Recency effect’ beim Smalltalk für dich

Dann beantwortet dein Smalltalk-Gegenüber diese letzte Frage – du bedankst dich mit einem strahlenden Lächeln; und sagst dann etwa: „Ich mochte es wirklich, mit dir zu reden …“
Danach kannst du noch mit einem ernst gemeinten Kompliment abschließen, um die Sache rund zu machen oder etwas anmerken, was du an der anderen Person bewunderst: „Und übrigens: Was für ein schöner Schal!“

Damit nutzt du beim Smalltalk das für dich, was in der Psychologie als ‚Recency effect‘ bekannt ist: Menschen bewerten eine soziale Interaktion besser, wenn der letzte Teil (recency) besonders angenehm war. Das bedeutet: Das letzte, was man miteinander verbindet, sollte positiv und wertschätzend sein.

 

4.    Echtes Interesse schafft beim Smalltalk Vertrauen und Verbindung.

Beim Smalltalk geht es darum, Verbindungen aufzubauen: Das gilt sowohl im romantischen, als auch im beruflich-professionellen Kontext. Deswegen gibt es eine Sache, die deutlich wichtiger ist, als die Worte, die du sagst: Wie sich jemand in deiner Gegenwart fühlt.

Schon Maya Angelou, die große US-amerikanische Schriftstellerin, sagte einmal:

„I've learned that people will forget what you said, people will forget what you did, but people will never forget how you made them feel.”

Frei übersetzt: “Ich habe gelernt, dass die Menschen vergessen, was du gesagt hast, sie vergessen, was du getan hast, aber die vergessen nie, wie sie sich bei dir gefühlt haben.“

Alle wollen gesehen und gehört werden.

Es gibt etwas, was uns Menschen alle eint: Wir wollen gesehen und gehört werden. Wir wollen uns intelligent, witzig, akzeptiert und angenommen fühlen – und nicht von anderen bewertet. Auf der anderen Seite entsteht viel Stress beim Smalltalk, weil wir uns unter einen ‚Performance-Druck‘ setzen und ausschließlich versuchen, mit der eigenen Geschichte und den eigenen Erfolgen zu punkten.

Doch du musst Smalltalk nicht als Alleinunterhalter:in bestreiten; du kannst es auch andersrum versuchen: Begib dich hinein in die Geschichten der anderen. Finde heraus, was sie bewegt und was sie für sich im Leben erfahren haben.

Ehrliches Interesse ist der Türöffner für Vertrauen.

Ehrliches Interesse ist einer der besten Türöffner für Vertrauen zwischen Menschen. Nicht umsonst sind Menschen so beliebt, die sich wirklich für ihre Mitmenschen interessieren und sich die Zeit nehmen, zuzuhören. Es sollte jedoch immer ehrliches Interesse sein; gefaktes Interesse fliegt sehr schnell auf.

Geh mit wachen Augen und einem offenen Herzen in die Smalltalk-Situationen hinein: Von jeder Person in dem Raum kannst du etwas lernen.

Interessiere dich dafür, was die anderen Menschen zu erzählen haben und versuche, sie kennenzulernen. Dann kann auch ein sehr altes Gesetz der Verbindung greifen Die meisten Menschen werden dich mögen, wenn du sie zuerst magst.

 

Smalltalk ist eine Chance, dich mit Menschen zu verbinden.

Smalltalk ist etwas, was sich gut lernen und verfeinern lässt. Betrachte einfach jede neue Smalltalk-Situation als kommunikative Möglichkeit, dich mit Menschen zu verbinden und etwas über sie zu erfahren.

Ohne Daten-Sammeln, dafür mit feinen Beobachtungen, einer weißen Flagge für einen positiven Abschied und echtem Interesse als Türöffner für Vertrauen und Verbindung.