Du brauchst kein 'Bühnentalent', um überzeugend zu sprechen

 
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Wenn Interessentinnen mich wegen eines Rhetorik-Themas oder eines bevorstehenden Vortrags kontaktieren, fällt im Vorgespräch oft schon dieser Satz:

Ich muss eines vorneweg schicken: Ich bin gar keine Bühnenpersönlichkeit.

Manchmal hört sich das auch so an: ‚Ich bin leider das Gegenteil von einer Rampensau – vor Leuten zu sprechen schüchtert mich ein.‘

Andere sagen auch: ‚Ich will endlich meine Scheu vor dem öffentlichen Sprechen überwinden, aber das fällt mir richtig schwer, das ist einfach nicht mein Metier.

Kurz: ‘Ich habe einfach kein Talent für die Bühne.’

 

Du musst dich auf der Bühne nicht daheim fühlen.

Bei vielen scheint es diesen inneren Glaubenssatz zu geben: Um erfolgreich vor Leuten zu reden, musst du auf der Bühne wirklich daheim sein. Musst du dich da wohlfühlen und die Aufmerksamkeit des Publikums ‚brauchen‘ wie die Luft zum Atmen. Wie sich der Fisch im Wasser wohlfühlt, so sollte sich die Rednerin auf der Bühne daheim fühlen.

Nicht.

Lass es mich ganz deutlich sagen: Nein, du musst keine ‚Bühnenpersönlichkeit‘, keine Rampensau und natürlich auch keine versierte Schauspielerin sein.

Du kannst einfach du sein.

 

Manche Menschen leben im Scheinwerferlicht so richtig auf - andere eben nicht.

Vielleicht hast du auch die Vorstellung, dass es einen bestimmten Typus Mensch gibt, der oder die zum Sprechen vor Leuten geboren ist. So eine Person, die das Scheinwerferlicht liebt und die so richtig auflebt, wenn sie auf die Bühne geht.

Klar, diese Menschen gibt es. In meiner Arbeit als Regisseurin habe ich viele davon getroffen. Das bedeutet aber nicht, dass du auch ‚so‘ sein musst. Im Gegenteil.

Ich weiß natürlich, wie stark dieses innere Bild von den geborenen Redner*innen ist. Es kann für alle, die sich per se nicht dieser Kategorie zuordnen, eine innere Qual werden. Denn wenn du vor anderen sprechen sollst und dein Kopf dir sagt, dass das nichts für dich ist – dann wird’s schwierig. Innere Einstellungen und äußerer Ausdruck hängen oftmals sehr eng zusammen, wenn zB unsere Gefühle den Körperausdruck beeinflussen.

Das gedankliche Nicht-Entsprechen tut sich mit den anderen Herausforderungen rund ums Reden vor Publikum zusammen und führt oft zur Entscheidung, es dann lieber sein zu lassen.

Nein danke, ich verzichte. Die Bühne ist nichts für mich. Suchen Sie sich eine andere Speakerin.‘

 

Schick die Menschen nicht weg, denen du etwas erzählen könntest.

Denk nochmal drüber nach. Wenn du dabei bleibst, nicht vor Leuten zu sprechen, bedeutet das, dass du deine Erfahrungen und Erkenntnisse nicht mitteilst, dass du dein persönliches und fachliches Wissen nicht verbreitest und deine inspirierende Geschichte nicht erzählst. Zumindest nicht übers Sprechen, über mündliche Kommunikation. Das wäre so schade.

Um erfolgreich vor Leuten zu sprechen, brauchst du keine Bühnenpersönlichkeit zu sein.
Du brauchst keine Star-Qualitäten und kein schauspielerisches Talent.
Es kann dir durchaus unangenehm sein, wenn dir Scheinwerfer ins Gesicht strahlen und deine Stimme durchs Mikrofon anders, so ungewohnt klingt.
Du kannst dich weiterhin in Zweier-Gesprächen deutlich wohler fühlen als vorm großen Auditorium.
Und es ist ok, wenn dir die Aufmerksamkeit einiger ausgewählter Leute wichtiger ist, als die Augen aller auf dich gerichtet zu wissen.

All das ist ok und ich will dir deine Einstellungen nicht ausreden. Ich bin bloß überzeugt, dass du all das empfinden - und dass du trotzdem äußerst erfolgreich vor anderen Menschen sprechen kannst. Dass sie weder Hindernisgründe sind, noch zu Ausreden taugen.

 

Was wichtiger ist als ‘Bühnentalent’

Sicher ist es schön, wenn jemand ein ‚natürliches Talent für die Bühne‘ hat (wobei es manchmal fraglich ist, woraus das genau besteht…) und es dieser Person leicht fällt, sich vor andere hinzustellen und sicher zu reden.

Aber diese Begabungen sind selten und als Rednerin wird niemand ‚einfach so‘ geboren. Es braucht bei allem Talent noch immer auch Handwerk, Übung und etwas zu erzählen.

Und außerdem 3 bestimmte Qualitäten, die entscheidend sind, wenn du erfolgreich vor Leuten sprechen willst. Diese 3 Qualitäten liegen außerhalb von Talent: viel entscheidender sind nämlich dein inhaltliches Engagement, dein Interesse an anderen und deine individuelle Persönlichkeit. Und dein Bedürfnis, durch dein Sprechen etwas zu verändern und zu gestalten. Gehen wir die 3 Dinge durch, die du wirklich brauchst:

1. Ehrliches Engagement deinen Inhalten gegenüber.

Bei vielen meiner Klientinnen, die sich selbst als ‚keine Bühnenpersönlichkeit‘ beschreiben, leuchten die Augen auf, sobald sie in ihre Themen einsteigen. Plötzlich ist da eine Beteiligung, eine Leidenschaft und ein reicher Wissensschatz zeigt sich: das ist das wahre Bühnen-Gold.

Plötzlich reden sie mit Leichtigkeit, weil es ihnen so ein großes Anliegen ist, diese Themen in die Welt zu tragen. Oder zumindest den Menschen zu präsentieren, die sich auch dafür interessieren und die unbedingt informiert werden müssen.

Teile mit, wie wichtig dir deine Themen sind.

Du brauchst eine wirkliche Beziehung zu deinen Inhalten, zu deinen Themen. Sie dürfen dir wichtig sein und das darfst du auch zeigen. Schließlich ist dieses Weitertragen-Wollen eines Themas einer der besten Gründe dafür, sich überhaupt auf eine Bühne zu stellen oder am Meetingtisch die Stimme zu erheben. 

Wenn dir deine Inhalte wichtig sind und du sie anderen vermitteln willst, hast du die besten Voraussetzungen, um erfolgreich vor anderen Leuten zu sprechen.

 

2. Deine Persönlichkeit: Die Menschen wollen dich sehen, von dir etwas hören.

Es gibt sie nicht, die einzige wahre Redner*innen-Persönlichkeit. Wir sind alle unterschiedlich, und das ist gut so. Also bringen wir alle unterschiedliche Voraussetzungen mit auf die Bühne, vor unser Publikum: auch du.

Niemand sonst hat deine Erfahrungen, deine ureigenen Geschichten zu erzählen. Niemand sonst spricht mit genau deiner Stimme, zeigt sich mit deinem Körper. Deine Persönlichkeit ist wichtig. Nur du bringst genau diese Mischung mit auf die Bühne.

Ich sehe es so oft in meinen Einzeltrainings, in den Seminaren und bei allen Gelegenheiten, bei denen Menschen redend vor anderen stehen: was wirklich zählt, ist, dass du dich zeigst. Mit allem, was du in dem Moment mitbringst.

Zeig dich, und du wirst gesehen.

Dann ist es auch nicht so wichtig, wenn die Stimme am Anfang vor Aufregung wackelt oder deine Knie zittern. Viele Zuschauer*innen denken dann sogar: ‚Ach, ich kann so gut verstehen, wie es ihr gerade geht. Und ich bewundere sie dafür, dass sie sich trotzdem da vorne hinstellt.‘

Es geht nicht ums Richtig-Machen, es geht ums Machen. Mit all deinen Stärken und Schwächen, mit allem, was nur du mitbringst. Wenn du dich zeigst, wirst du überzeugen.

 

3. Deine Verbindung zu anderen Menschen, deinen Zuhörer*innen.

Wenn du nicht weißt, vor wem du sprichst und was deine ganz besondere Beziehung zu diesen Menschen ist, werden deine Worte verhallen…

Aber wenn du sie kennst, wenn du eine wirkliche Beziehung zu ihnen hast, dann werden deine Worte einen Unterschied machen und etwas bewirken. Dazu brauchst du weder rhetorische Tricks, noch musst du für die Bühne geboren sein.

Was du brauchst, ist ehrliches Interesse deinen Zuhörer*innen gegenüber. Du solltest wissen, wer sie sind und warum sie dir zuhören (sollen). Wenn du ihren bisherigen Wissensstand kennst, ihre Interessen, Erwartungen, Einstellungen und ihre Ziele – dann verfügst du über alles Wichtige, um deine Worte direkt an sie zu richten. So, dass sie auch ankommen.

Interessiere dich für die Menschen, zu denen du sprichst.

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Dieser Punkt ist oft der Herausfordernste und jener, der unter Umständen die allermeiste Arbeit bei der Vorbereitung macht. In Marketing-Bereichen ist das die ‚Zielgruppen-Analyse‘.

Was du tun kannst, um deinem Publikum möglichst nahe zu kommen? Sprich mit den Leuten, für die du redest. Wenn du keine direkten Vertreter*innen findest, dann sprich mit Menschen, die ihnen möglichst ähnlich sind oder nahe kommen.

Versuche vorab alles über dein zukünftiges Publikum herauszufinden, was geht. Dann kannst du die gewonnenen Informationen in dein Reden einweben. Verwende direkte Aussagen, sodass sich die Leute wiedererkennen, sodass sie denken: ‚Ja genau, das ist meine Einstellung. Diese Rednerin versteht mich wirklich.‘ Überzeugungskraft und Veränderungswillen laufen immer über Verständnis – über eine wirkliche Verbindung.

 

Nimm Verbindung auf, dann nimmst du deine Zuhörer*innen sprechen für dich ein!

‘Talent‘ für die Bühne ist wenig fassbar und entzieht sich manchmal auch einer wirklich genauen Beschreibung. Trotzdem kannst du engagiert und überzeugend sprechen, sowie dein Publikum für dich einnehmen. Indem du Verbindung aufnimmst: zu deinen Inhalten, zu dir selbst und zu deinen Zuhörer*innen.

Und dann: Rauf mit dir auf die Bühne!