3 wichtige Schritte der Selbstwahrnehmung

 
Selbstwahrnehmung. Rhetorik Training.png
 

Der Erfolg deiner Kommunikation hängt eng damit zusammen, wie bewusst du kommunizierst. Das bedeutet: Wie genau du mitbekommst, was in jedem Moment bei dir innerlich wie äußerlich abläuft. Von deiner Selbstwahrnehmung.

 

So bewusst wie möglich kommunizieren

Natürlich gibt es auch Kommunikationssituationen, in denen uns unser Verhalten weniger bewusst ist. Oder in denen es nicht entscheidend ist, wie bewusst wir uns gerade verhalten. Etwa, wenn wir abends mit einer lieben Person auf der Couch rumfläzen.

Doch in anderen Situationen, seien es Verhandlungen, Konfliktgespräche oder wichtige berufliche Situationen, gilt: Kommuniziere so bewusst wie möglich.

Dein Körperausdruck, Sprechausdruck und natürlich auch dein inneres Empfinden sind immer vorhanden und senden Botschaften aus. Sie sind so eng miteinander verbunden, dass die eine Ebene immer in den anderen auch enthalten ist und durch sie hindurchwirkt. 

 

Du kannst nicht nicht kommunizieren.

Das sagt auch der Psychologe Paul Watzlawick mit seinem berühmten Ausspruch: "Man kann nicht nicht kommunizieren". 

Das bedeutet: Sobald wir mit anderen Personen gemeinsam in einem Raum sind, sendet unser Körper und unser ‘Sein’ bestimmte Informationen aus. Und die werden von den anderen Menschen kommunikativ interpretiert. Ob wir das nun wollen, oder nicht.

Wir können nicht sagen: ‘Ich kommuniziere in dieser Situation mal nicht.’ Schon dieser Gedanke, diese innere Haltung, würde sich kommunikativ nach außen ausdrücken und auf die eine oder andere Art von anderen gelesen werden.

 

Bewusst zu kommunizieren ist erlernbar - und spannend.

Du kannst also nicht lernen, nicht zu kommunizieren. Und ich sage: Das ist auch gut so. Denn bewusste Kommunikation ist sowieso viel spannender. So bewusst wie möglich zu kommunizieren, kannst du in jedem Fall lernen.

Das gelingt durch immer bessere Eigenwahrnehmung, genaues Feedback und natürlich durch fortgesetztes Interesse für dich selbst und deine inneren Prozesse. 

Und durch Übung.

Mit jedem Schritt siehst du dann deine Wirkung klarer. So kannst du wach, absichtsvoll und zugewandt das ausdrücken, worauf es dir wirklich ankommt.

Schauen wir uns die 3 Schritte deiner Selbstwahrnehmung an, die du aktiv gehen kannst, um bewusster zu kommunizieren.

 
  1. Du nimmst wahr, was in dir passiert.

Der erste Schritt führt über ein genaues Bewusstmachen deiner inneren Abläufe. Wenn du kurz innehältst und in dich reinhörst, was nimmst du dann wahr? 

Hier spielen folgende Fragen eine Rolle:

  • Was möchtest du gerade?

  • Wie fühlst du dich?

  • In welcher Situation befindest du dich gerade?

  • Was löst diese Situation in dir aus, an Gedanken und an Gefühlen? 

  • Welches Bedürfnis ist gerade in dir vorherrschend? Ruhe? Verbundenheit? Mitteilen-Wollen?

  • Welche Gedanken kreisen in deinem Kopf?

Nimm wahr, was gerade ist. Hier geht es noch nicht um Veränderungen – sondern um ein waches und interessiertes Wahrnehmen. Von Moment zu Moment.

 

2. Du beobachtest, wie sich deine innere Haltung nach außen im Körper ausdrückt.

Du hast jetzt also deine inneren Bewegungen, deine Gedanken und Gefühle, aufmerksam wahrgenommen. Es bleibt nicht einfach bei einer ‘Momentaufnahme’. Jetzt bleibst du dran - und beobachtest, wie sich die inneren Prozesse nach außen hin im Körper bemerkbar machen.

Denn achtsame Beobachtung ist der zweite Schritt auf dem Weg zu bewussterer Kommunikation. Und auch hier geht es noch nicht um Veränderung. 

Andere können dich von außen wahrnehmen. Du kannst lernen, den ‘inneren Blick’ achtsam auf deinen Körper zu richten.

Sobald der Körper mit in den Beobachtungsblick genommen wird, bewegen wir uns schon auf der Ebene, was andere Leute an dir äußerlich wahrnehmen können. Deinen Körperausdruck. Wie du deinen Kopf hältst, was deine Hände machen, wie du dastehst oder dasitzt, ob deine Mundwinkel nach unten hängen oder dein Gesicht Begeisterung ausstrahlt.

Denn natürlich haben andere Menschen deinen Körper immer 'im Blick', wenn sie dich ansehen und mit dir kommunizieren. 

Es ist nicht wichtig, wie deine Haare fallen.

Es ist ein unfaires Paradoxon der Kommunikation: Dein Körper ist so entscheidend in Kommunikationsprozessen. Doch du kannst dich nicht von außen sehen.

Höchstens, wenn du in einen Spiegel blickst. Aber da sind wir alle zu sehr darauf trainiert, das nicht-so-Wichtige wahrzunehmen: Wie die Haare gerade fallen oder ob die Wimperntusche verschmiert ist. Nein, der Spiegelblick hilft dir da nicht weiter. 

Wenn du dich also nicht von außen betrachten kannst (wie alle anderen), dann hilft dir der Blick von innen. Die Beobachtung deines Körpers von innen: Wie er atmet, wo du Anspannungen spürst, wo es fest oder locker ist. 

Beginne bei deinem Atem. Du hast ihn immer dabei.

Ein guter Punkt, um die achtsame Beobachtung zu beginnen, ist der Atem.

  • Wie verhält er sich gerade?

  • Wo spürst du deinen Atem besonders deutlich? Im Bauch? Im Brustbereich? Oder in den seitlichen Flanken? An den Nasenflügeln?

  • Welche Qualität hat dein Atem? Geht er flach? Ruhig und regelmäßig? Ist er gepresst? 

Dann kannst du deine Beobachtung fortsetzen und andere Bereiche deines Körpers in dein Bewusstsein aufnehmen:

  • Wie stehst du gerade da?

  • Mit beiden Beinen fest auf dem Boden? Oder hibbelst du von einem Fuß auf den anderen? 

  • Wo sind deine Hände? Ballst du sie zur Faust? Hängen sie locker und entspannt neben deinem Körper? 

  • Wo fühlst du besondere Spannung? An welchem Teil deines Körpers zwickt und zwackt es? Gibt es einen Punkt, der besonders angespannt ist? 

  • Was machen deine Schultern? Fallen sie nach vorne? Fühlen sie sich verspannt an? 

Du wirst merken, dass deine innere Haltung auf die eine oder andere Weise mit dem Empfinden deines Körpers verbunden ist. Mach dir bewusst, was du fühlst - und wie sich das in den verschiedenen Teilen deines Körpers ausdrückt. Dein Inneres und dein Äußeres sind eng verbunden.

Deine Gefühle und Gedanken beeinflussen deinen Körperausdruck. Und du kannst durch deinen Körper von außen deine Gefühle verändern. Ein faszinierender Zusammenhang, den ich in diesem Blogartikel näher beschrieben habe: Wie Gefühle deinen Körperausdruck beeinflussen.

3.      Du veränderst behutsam einzelne Aspekte deines Ausdrucks.

Erst im dritten und letzten Schritt geht es darum, das innerlich und äußerlich Wahrgenommene in eine andere Form zu überführen und das eigene Verhalten behutsam zu ändern. Natürlich nur, wo es Sinn macht und die Kommunikation befördert. 

Körper- und Sprechausdruck sind absolut individuell. Deswegen geht es niemals darum, ein uniformes Rede- oder Gesprächsverhalten anzutrainieren. Über das Bewusstmachen und die Beobachtung hast du aber schon viele Informationen bekommen, was in einer herausfordernden Kommunikations-Situation in dir abläuft und wie sich das körperlich ausdrückt. 

Vielleicht hast du gemerkt, dass deine Schultern verspannt sind oder dass dein rechter Fuß immer wild wippt, wenn dich was aufregt. Oder du hast wahrgenommen, dass du auf deinen Lippen rumbeißt, wenn dein Herz vor Anspannung rast

Innere Spannung ist von außen deutlich wahrnehmbar.

In diesen Beschreibungen steckt es schon drin: Das Thema Spannung. Denn wenn du innerlich angespannt bist, weil etwas psychisch anstrengend oder intellektuell herausfordernd (oder beides) ist, drückt sich das auch in der Körperhaltung aus. 

Die gute Nachricht daran ist: Das gilt auch in umgekehrter Richtung!

Denn bewusste körperliche Entspannung bzw. der Abbau von Verspannungen hilft dir dabei, die innerliche Überspannung zu lösen. Und wenn sie sich löst, treten Ruhe und Sicherheit an ihre Stelle. 

Besser kommunizieren. Rhetorik Training.png

Hier kommt wieder der Atem ins Spiel: Oft hilft es schon, ganz bewusst zu atmen. Schicke deinen Atem mental an die Stellen, an denen du deine Verspannungen besonders deutlich wahrnimmst. Dadurch tritt in vielen Fällen bereits eine Lockerung ein. 

Darüber hinaus kannst du Körperhaltungen vermeiden, die beim Kommunizieren eine Verspannung fördern. Dazu zählen das Verschränken der Arme vor der Brust und das Ballen der Hände zur Faust ebenso wie ein Hochziehen der Schultern. Auch das Festhalten an einem Rednerpult, an Tisch oder Stuhl kann zu Verspannungen führen. 

Versuche, diese Dinge bewusst nicht zu tun, die Verspannungen fördern. Bemühe dich, für dich stimmige und offenere Alternativen zu finden. Das wirkt sich sofort auf deine innere Haltung und deinen gesamten Ausdruck aus.

 

Bewusst zu kommunizieren bedeutet: Anderen wirklich begegnen zu können.

Wenn du wahrnimmst, was in dir innerlich passiert,
wenn du achtsam beobachtest, wie sich dein Körper verhält und
wenn du einzelne Aspekte deines Ausdrucks behutsam veränderst -
dann bist du einen guten Schritt vorangekommen auf deinem Weg zu bewusster Kommunikation. Und natürlich auch zu genauerer Selbst-Wahrnehmung.

Bis dahin hast du vielleicht kein einziges Wort gesprochen - und das ist auch vollkommen ok so. Denn Kommunikation beginnt nicht in dem Moment, wo wir den Mund aufmachen und uns an die andere Person richten.

Erfolgreiche Kommunikation beginnt viele Momente früher: Wenn wir uns mit uns selbst verbinden, wenn wir für uns selbst sorgen und uns selbst führen können. Bewusst, von Moment zu Moment. Dann sind wir imstande, anderen wirklich zu begegnen.