5 Aspekte deines Körperausdrucks, die dich sichtbar machen

 
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Letztens bin ich auf dieses Zitat vom guten alten Cicero gestoßen: „Der äußere Vortrag soll die Seele ausdrücken.“ Große Worte – die musste ich erstmal wirken lassen. Sie machen aufmerksam darauf, wie eng Inneres und Äußeres in der Rhetorik zusammenhängen. 

Das meint auch Herr Cicero: alles, was äußerlich wahrnehmbar ist soll ausdrücken, worum es dir innerlich geht. Anders: Du überzeugst, wenn sich deine Anliegen und Themen in deinem stimmlichen und körperlichen Ausdruck spiegeln. Körper und Stimme tragen deine Gedanken, Gefühle und Ideen nach außen. 

 

Sprich aus einer bewussten Haltung

Das bedeutet: dein Sprechen entsteht idealerweise aus einer bewussten Haltung heraus. Dann kannst du Inhalt und Form, sowie deine Persönlichkeit glaubhaft zum Ausdruck bringen. Deswegen ist es so wichtig, dass du dich selbst körperlich wahrnehmen und reflektieren kannst.

Wenn du dich mit deinem Körperausdruck beschäftigst, entwickelst du ein Bewusstsein für deine Wirkung. Die zentrale Frage ist dabei immer: wie kannst du deinen körperlichen Ausdruck so entwickeln, dass er deinen Vortrag optimal unterstützt? 

Körperausdruck ist nicht erlernbar wie eine Sprache – dein Körper hat in jedem einzelnen Moment einen Ausdruck. Deswegen schreibe ich oft auch von Körperausdruck, als von Körpersprache. Da Körpersprache jedoch häufiger verwendet wird, wenn wir über Körper nachdenken, verwende ich diesen Begriff natürlich auch. Selbst, wenn ich ihn nicht ganz ideal finde.

 

Keine Körpersprache-Tricks, sondern: Bewusstsein

Warum? Das Wort ‚Körpersprache‘ suggeriert, dass es einfache ‚Tricks‘ gibt oder eben eine verbindliche ‚Sprache‘, um den eigenen Körper oder den von anderen Menschen ‚lesen‘ zu können. Sorry, gibt es nicht. Es gibt etwas viel Machtvolleres: Wahrnehmung und Bewusstsein.

Natürlich hilft auch Wissen. Dann weißt du, was du beobachten und bei dir selbst ansehen kannst. Deswegen stelle ich dir nun die wichtigsten nonverbalen Ausdrucksmittel vor. Die nonverbalen (also: nicht-sprachlichen) Ausdrucksmittel sind unterteilt in ‚sichtbare‘ und ‚hörbare‘.

 

5 starke körperliche Ausdrucksmittel

In diesem Artikel geht es um deine sichtbaren Ausdrucksmittel: um deine Körperhaltung, Mimik und Gestik, Blickkontakt und deine Positionierung im Raum.

Alle diese Aspekte von dir und deiner Präsenz im Raum sind von außen (von deinem Publikum, von deinen Gesprächspartner*innen) deutlich wahrnehmbar – und prägen das Bild von dir und deinen Inhalten mit. Durch diese 5 Facetten deines Körperausdrucks wirst du sichtbar. 

Schauen wir sie uns genauer an:

 

1. Mit deiner Körperhaltung nimmst du einen Standpunkt ein.

Wenn du redest, nimmst du einen inhaltlichen Standpunkt ein. Und genau das wird dir auch körperlich abverlangt: über deine gesamte Körperhaltung kannst du ausdrücken: ‚Ich bin da‘ und ‚Ich stehe zu dem, was ich sage‘.

Das geht am einfachsten über einen sicheren Stand: verwurzelt im Boden und trotzdem mit ausreichend Bewegungsfreiheit. Ein sicherer Stand zum Reden ist: Füße etwa hüftbreit auseinander, locker in den Knien, Gewicht auf beide Beine verteilt.

Beim Sitzen kommst du zu einer präsenten und für Kommunikation förderlichen Körperhaltung so: aufrecht hinsetzen im vorderen Drittel des Stuhls, Beine in einem 90-Grad-Winkel, beide Füße auf dem Boden.

Versuche, deine Körperspannung beim Sprechen wahrzunehmen: dann kannst du sie auch im nächsten Schritt behutsam verändern und kontrollieren. Dadurch kommunizierst du sicherer, wirst stabiler und präsenter. Das Ziel ist, dass du deine Sprechhandlungen selbstbewusst beginnst und ‚in der Hand‘ hast.

Dazu gehört, dass du deinen Vortrag nicht schon im Gehen nach vorne beginnst, sondern erst, wenn du bereit bist. Mit klarer Körperhaltung kannst du dir in größeren Runden besser Gehör verschaffen. Wenn du dir deines Körpers bewusst bist, kannst du auch leichter mit Lampenfieber und inneren Spannungszuständen umgehen.

Du merkst schneller, wo ‚der Druck sitzt‘ und kannst dann gezielt dort hinatmen. Du kannst Verspannungen leichter lösen. Beim Sprechen vor Gruppen passieren dir dann weniger Bewegungen, die Nervosität ableiten und störend wirken können: wie unruhiges Hin- und Hergehen oder ein besonders häufiger Wechsel von Stand- und Spielbein.

 2. Blickkontakt verbindet dich mit deinem Publikum. 

Blickkontakt, so ein mächtiges Ausdrucksmittel! Über Blickkontakt stellst du eine Beziehung zu deinen Zuhörer*innen her. Blickkontakt hält die Aufmerksamkeit bei dir: indem du die Menschen beim Sprechen ansiehst, sprichst du ihnen direkt etwas zu, sendest deine Botschaften. Deine Inhalte kommen an.

Durch Blickkontakt steuerst du die Aufmerksamkeit deines Publikums und kannst gleichzeitig die Reaktion deiner Leute nachvollziehen. Du siehst, wenn etwas unklar ist und kannst nachfragen, genauer erklären und verständlicher sprechen. Du merkst, wenn sie dir begeistert zunicken und kannst auf dieser Welle surfen und dein Sprechen noch mehr intensivieren.

Voraussetzung dafür, dass du all diese Möglichkeiten genießen kannst: du lässt den Kontakt durch Blicke auch wirklich zu, lädst dazu ein und gehst damit freudvoll um.

Ja, du wirst angesehen, wenn du sprichst und bist sehr exponiert: das kann Unsicherheit auslösen und vielleicht ist dir dann mehr nach ‚Vogel-Strauß-Taktik‘. Kopf in den Sand – wenn ich sie nicht sehe, sehen sie mich auch nicht.

Bei Unsicherheit und Lampenfieber nimmt Blickkontakt auch tendenziell ab. Darunter leidet jedoch auch deine Verständlichkeit. Deswegen: geh mutig raus mit deinen Blicken, stelle Verbindungen her und genieße die Aufmerksamkeit, die über deine Blickkontakte zurück zu dir kommt.

 

3. + 4. Mimik und Gestik entfalten sich durch dein Engagement. 

Gestik sind alle Bewegungen mit deinen Armen und Händen, die entstehen, während du sprichst. Du ‚machst‘ Gestik nicht, du hast sie.

In entspannten Gesprächssituationen bewegst du deine Hände sicher ganz organisch mit, während du sprichst. Je angespannter du bist, desto mehr nimmt Gestik tendenziell ab. Deswegen wissen viele Leute beim öffentlichen Sprechen vor Publikum plötzlich nicht mehr, wohin mit ihren Händen.

Mimik beschreibt deinen Gesichtsausdruck: während du redest, aber auch wenn du schweigst. In deinem Gesicht spiegeln sich deine Emotionen, deine innere Einstellung zur momentanen Situation oder deinen Gesprächspartner*innen.

Mimik und Gestik entstehen beim Sprechen ganz natürlich, wenn du das Gesagte bewusst nachvollziehst: also voll dabei bist, engagiert sprichst. Wenn du über etwas sprichst, womit du keine konkreten Situationen verbindest, nehmen Mimik und Gestik ab. Das gleiche passiert, wenn du sehr abstrakte Sprache verwendest oder etwas Vorbereitetes einfach vom Blatt abliest.

Wenn du beim Sprechen jedoch etwas erlebst, engagiert sprichst oder begeistert bist, dann entfalten sich Mimik und Gestik ohne dein Zutun. Such deswegen beim Sprechen immer nach deinem persönlichen Zugang zu deinem Thema, nach einer Geschichte oder bilde kurze, klare Sätze. Dann wird deine Vortragsweise lebendig und deine Zuhörer*innen verstehen dich besser.

Deine Gestik hilft nämlich nicht nur dir selbst, um deine Gedanken auszudrücken – sie unterstützt auch dein Publikum beim Nachvollziehen.

 

 5. Dein Verhalten im Raum schafft Beziehungen.

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Dein räumliches Verhalten kann auch sehr interessant sein: es beschreibt, wo du dich im Raum befindest in Beziehung zu anderen Menschen und Objekten darin.

Es gibt Punkte im Raum, die dich besonders präsent wirken lassen. Das ist etwa der statische Mittelpunkt, also der Mittelpunkt der Bühne oder des Raumes. Ein kraftvoller Ort, an dem du die gesamte Aufmerksamkeit des Publikums auf dich ziehst.

Du kannst dich auch außerhalb des räumlichen Mittelpunkts, etwas seitlich, gut zu deinen Zuhörer*innen positionieren. Dann steht vielleicht ein Flipchart im Mittelpunkt. Durch die größere Nähe zu deinem Publikum kannst du durch Blickkontakt und deine Sprechweise besonders leicht Verbindungen herstellen.

Auch beim Sitzen macht die Position im Raum einen Unterschied: direktes Gegenüber-Sitzen kann leicht konkurrierend wirken. Wenn du Spannungen mit Kolleg*innen hast, dann setze dich im Meeting nicht direkt neben sie. Übereck-Sitzen im 90-Grad-Winkel hingegen ist eine gute Position, um zu gemeinsamen Lösungen zu kommen.

 

So drückt dein Körper deine 'Seele' aus...

Wenn du weißt, wie du deine körperlichen ‚Instrumente‘ einsetzen kannst, löst du durch dein Sprechen und deine Handlungen bei anderen gezielter etwas aus und erreichst deine Ziele leichter. Durch das Bewusstsein für deine körperlichen Ausdrucksmittel drückst du sprechend genau und überzeugend deine Seele aus.