3 Gründe, warum du deinen Vortrag proben solltest

 
Vortrag proben. Rhetorik Training.png
 

Endlich fertig: du hast deinen Vortrag ausgearbeitet. Deine vorbereitete Präsentation abgespeichert. Oder deine Rede auf Stichwortkarten notiert. Wunderbar!
 

Und jetzt: einfach Augen zu und durch?

Ich verstehe den Impuls, jetzt die Füße hochzulegen und gleichzeitig zu hoffen, dass am Vortrags-Tag das Lampenfieber nicht zu sehr einfährt. Tue ich wirklich. Vor anderen zu sprechen ist für die allermeisten Leute eine Herausforderung: und viele verdrängen eine bevorstehende Präsentation nach dem finalen Abspeichern und Ausarbeiten lieber, als sich nochmal damit zu beschäftigen.

Doch die Nervosität vor dem Vortragen kriecht trotzdem aus den Ecken des Bewusstseins und flüstert leise: ‚Hoffentlich klappt alles.‘ ‚Bloß kein Blackout haben.‘ ‚Wenn nur meine Stimme nicht wegbleibt.‘ ‚Was, wenn ich zu langweilig bin und mir niemand zuhört…

 

Gegen Unsicherheit kannst du etwas tun: üben & ausprobieren.

Gegen diese inneren Stimmen und Anfälle von Unsicherheit kannst du etwas tun: du sprichst deine Rede, deine Präsentation oder deinen Vortrag vorab durch. Mindestens einmal, besser noch dreimal.

Dadurch wirst du sicherer, weil du deinen Vortrag immer genauer kennenlernst. Du erfährst, an welchen Stellen du dich nochmal mit deinen Inhalten beschäftigen solltest, und wo es schon flutscht. Das Wichtigste aber ist: du verbindest deinen Vortrag über das Durchsprechen mit deiner Stimme und deinem Körperausdruck.

Das Resultat: du gewinnst an Überzeugungskraft und Souveränität. Denn dein Engagement, deine Begeistungsfähigkeit übertragen sich durch dein  Sprechen und über deine körperliche Beziehung zum Publikum. Das kannst du nicht üben, wenn du deine Präsentation ‚im Kopf‘ nochmal durchgehst oder sie mit dem Blick auf die Stichwortkarten vor dich hinmurmelst.

 

Vor der Premiere liegt immer eine Probe.

Es ist ein bisschen wie am Theater: dein Vortrags-Auftritt ist eine Premiere. Und vor einer Premiere findet eben immer eine Probe statt: die gehört unbedingt dazu. Sie bereitet dich anständig auf den 'Tag X' vor.

Da kannst du im geschützten Rahmen deinen gesamten Auftritt im Hinblick auf Sprechweise, Körpersprache und deine Beziehung zum Publikum durchgehen. Du hast Zeit, übend deine Erfahrungen zu machen und dich auszuprobieren.

Danach kannst du deiner ‚Premiere‘ und den Reaktionen deiner Zuhörer*innen gelassen entgegensehen.

Geh deinen Vortrag Schritt für Schritt durch.

Egal, ob du frei sprichst, mit PowerPoint präsentierst oder dein Manuskript hinterm Pult vorträgst: geh deinen Auftritt möglichst Schritt für Schritt durch. Du erfährst, wie es sich anfühlt, deinen Vortrag zu sprechen. Wie er sich anhört, wie die Worte in deinen Mund gehen.

Die folgenden 3 Gründe sprechen besonders für diese Art der Vorbereitung. Konzentriere dich bei deiner Rede-Probe auf sie, denn sie machen einen entscheidenden Unterschied:

 

1. Du überzeugst mit Stimme und Sprechausdruck. 

Von deiner Sprechweise hängt ab, wie überzeugend du wirkst und wie aufmerksam deine Zuhörer*innen sind. Die Art, wie du sprichst, vervollständigt die sprachliche Information. Deine Sprechweise ist ein Schlüssel zur Verständlichkeit deiner Inhalte.

Wenn du deinen Vortrag durchsprichst, versuche im ‚Brustton der Überzeugung‘ zu reden. Das ist etwa der Sprechbereich, wo du anhaltend und mit mittlerer Kraft gut sprechen kannst.

Achte darauf, dass deine Stimme weder hochrutscht, noch dass du sie nach unten drückst. Nach dem Durchsprechen solltest du den Eindruck haben, dass du auch noch eine Weile entspannt weitersprechen könntest.

Durchatmen und Pausen machen.

Erinnere dich selbst daran, zwischen den einzelnen Sprechteilen gut zu atmen und Pausen zu machen. Das funktioniert hervorragend, indem du dir in deinem Rede-Manuskript oder auf den Stichwortkarten die Pausen einzeichnest. Dadurch verschaffst du dir kurze Momente zum Kraft-Sammeln und fokussierst dich neu. Und deine Zuhörer*innen danken es dir, weil auch sie kurze Pausen bekommen und ihre Gedanken ordnen können. Sie sind danach auch weiterhin aufmerksam bei dir.

Lebendige Betonungen, Pausen und Stimmsenkungen erhöhen deine Verständlichkeit und Überzeugungskraft. Sie intensivieren deine Verbindung zum Publikum. Wie du Stimme und Sprechausdruck einsetzt, erfährst du nur durchs aktive Machen.

 

2. Du setzt deinen Körperausdruck bewusst ein. 

Körperhaltung, Mimik und Gestik machen permanent Aussagen und senden Informationen an deine Zuhörer*innen aus. Sie verraten etwas über deine Einstellung zum Thema, deine Gestimmtheit und nicht zuletzt über das Verhältnis zu deinen Zuhörer*innen.

Dein Körperausdruck beschreibt alle sichtbaren Aspekte deines Verhaltens: wie du dastehst, wie du deine Hände bewegst, ob du Blickkontakt aufnimmst und wo du dich im Raum positionierst. Wie dein Vortrag ankommt, wie glaubwürdig und kompetent dein Publikum dich findet, hängt auch mit deinem Körperausdruck zusammen.

Das Gespür für deinen Körperausdruck entwickelst du durch Wahrnehmung und Übung.

Natürlich ist auch dein Körperausdruck nichts, was du im stillen Kämmerchen oder am Schreibtisch entwickelst. Sondern etwas, wofür du beim Machen ein Gespür entwickelst.

Deswegen: Stell dich gut verwurzelt mit beiden Beinen hin. Fülle den Raum mit deiner Präsenz. Benutze klare Gestik. Trainiere auch, immer wieder von deinen Stichworten aufzuschauen und Blickkontakt mit deinem imaginären Publikum aufzunehmen. Wenn du zwischendrin etwas auf einem Flipchart visualisieren willst, probiere auch das aus. 

Beim Vortragen ist es wichtig, dass du die sichtbaren Aspekte deines Verhaltens (deinen Körperausdruck) bewusst wahrnehmen, steuern und verändern kannst. Denn dadurch hast du direkten Einfluss auf deine Wirkung und kannst mit-steuern, wie deine Botschaft ankommt.

Durchs Ausprobieren findest du deinen Weg.

Dabei gibt es keine ‚richtige‘ Lösung: bei der Auseinandersetzung mit deinem Körperausdruck geht es nicht darum, uniformes Bühnen-Verhalten zu trainieren. Vielmehr ist wichtig, dass du deinen Weg findest, um sicher und präsent vor deinen Zuhörer*innen zu stehen. Damit du für dein Publikum sichtbar wirst.

 

3. Du machst es deinen Zuhörer*innen leicht, dich zu verstehen.  

Nicht alle Aspekte deines Vortrags lassen sich vorher kalkulieren und einschätzen. Auf deine Zuhörer*innen hast du nur bedingt Einfluss – wohl aber auf deine Beziehung zu ihnen.

Es hängt natürlich auch von deinen jeweiligen Hörer*innen ab, inwieweit sie dich verstehen: von ihrem Vorwissen, ihrer Motivation und ihrer momentanen Gestimmtheit, ihren Gefühlen und Gedanken. Nicht all diese Faktoren kannst du aktiv beeinflussen. Aber du kannst sie bei der Vorbereitung berücksichtigen und es deinen Zuhörer*innen so leicht wie möglich machen, sich auf dich einzulassen.

Sicher hast du dich auch schon bei der Vorbereitung am Tisch intensiv mit deinen Zuhörer*innen auseinander gesetzt. Du hast dir deine Leute  vorgestellt und dir allerlei Fragen zu deinem Publikum gestellt.

Bei einer vorbereitenden Probe kannst du nun ausprobieren, wie du engagiert und verständlich sprichst, Blickkontakt aufbaust und dein Publikum beim Reden einbeziehst.

Stell dir deine Zuhörer*innen genau vor.

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Wenn du in den (noch leeren) Raum reinsprichst, stell dir vor, dass sie schon vor dir sitzen. Probiere aus, wie du deine Botschaft kraftvoll durch den Raum sendest. Versuche, mit deinen Geschichten oder individuellen Anknüpfungspunkten Kontakt herzustellen.

Wenn du dich schon beim Training vor deinem Auftritt darauf fokussierst, wird es dir später ‚in echt‘ umso besser gelingen. So wirst du gehört und deine Botschaft kommt bei deinen Zuhörer*innen an.

Eine Probe ist auch eine wunderbare Gelegenheit, um dir Feedback zu deinem Vortrag zu holen. Entweder du bittest eine vertraute Person, dir genau zu beschreiben, was sie wahrgenommen hat und welche Wirkung das auf sie hatte. Oder du arbeitest mit einem Profi zusammen.

Dein Vortrag wird zu einem stimmigen Ganzen.

Ich bereite meine Klientinnen oft im Rhetorik Einzeltraining auf bevorstehende Vorträge oder Präsentationen vor: dabei achte ich darauf, dass sich alle oben genannten Aspekte (Stimme & Sprechausdruck, Körperausdruck, Beziehung zum Publikum) optimal verbinden und mit den vorgetragenen Inhalten ein stimmiges Ganzes werden.

Mit genauen Beschreibungen, anwendbarem Feedback und einer großen Portion Mut kommst du so zu einer Performance, mit der du dich gerne vor Publikum zeigst.

Nach einer Probe wirst du in jedem Fall spüren: "Ja, jetzt kann ich raus und meinen Vortrag rocken!"

Dann ist es endlich Zeit für die Premiere.