Das eine Rhetorikbuch, das du kennen solltest

 
 

Rhetorik der Rede

Ein Lehr- und Arbeitsbuch
2., überarbeitete Auflage, utb, 2023

Thomas Grießbach / Annette Lepschy

 

Es gibt viele sogenannte Rhetorikbücher auf dem Markt. Einige versprechen schnelle Tricks, die alle überzeugen. Andere beschreiben anekdotisch die gängigsten Herausforderungen rund ums öffentliche Reden – oder dienen vor allem dem Selbstmarketing des Autors. Vielen ist gemein, dass du höchstwahrscheinlich nicht besser reden kannst, wenn du sie gelesen hast.

Natürlich gibt es auch empfehlenswerte Rhetorikbücher.

Wenn du dieses Rhetorikbuch durchgearbeitet hast, redest du besser.

Dieses Buch gehört dazu, denn es ist anders: ‚Rhetorik der Rede‘ ist ein Lehr- und Arbeitsbuch – und es beschäftigt sich ausführlich, fundiert und praxisorientiert mit der Rederhetorik. Nun liegt es bei utb in der 2., inhaltlich leicht überarbeiteten und grafisch neu aufbereiteten Auflage vor.

Wenn du dieses Buch gelesen und die verschiedenen Übungen und Redeschemata für dich sprechend durchgearbeitet hast – dann redest du besser und überzeugender.  

Ein Buch über Rhetorik für 2 verschiedene Zielgruppen

Das Buch richtet sich an zwei Personengruppen: Auf der einen Seite ist es für Menschen geschrieben, die Rederhetorik in den verschiedensten Kontexten selbst lehren.

Auf der anderen Seite ist es auch für Personen gedacht, die sich die unterschiedlichen Facetten der Rederhetorik im Selbststudium erarbeiten wollen.

 

So ist das Buch ‘Rhetorik der Rede’ aufgebaut.

Das Buch ‚Rhetorik der Rede‘ ist in über 9 verschiedene Kapitel gegliedert, die sinnvoll aufeinander aufbauen.

Im einleitenden Kapitel geht es einerseits darum, eine Orientierung für die Arbeit mit dem Buch zu geben – und andererseits werden schon hier so interessante Themen verhandelt wie ‚Kooperation versus Manipulation.

Hier grenzen Grießbach & Lepschy sich deutlich von manipulativen Techniken ab und machen klar: ‚Reden lernen bedeutet daher auch, die eigene Persönlichkeit weiterzubilden und zu entwickeln.‘

Die oberen und tieferen Schichten jeder Redeleistung

Im zweiten Kapitel wird definiert, was genau eine Rede ist – und welche verschiedenen Aspekte in ihr zusammenspielen.

Vor allem hilfreich ist die hier erstmals vorgenommene Unterscheidung in rhetorische Oberflächen- und Tiefenstruktur: Dadurch haben Leser:innen ein systematisches Beschreibungsinventar in der Hand, mit dem sie einer Rede anders zuhören und sie vor allem auch detailliert beschreiben können.

Das wiederum unterstützt dabei, eine genaue Sprache jenseits von Wertungen wie ‚das war gut‘ oder ‚das hat mir nicht gefallen‘ zu entwickeln.

Jede Rede findet in einer spezifischen Sprechsituation statt.

Im dritten Kapitel geht es um die Sprechsituation: Jede Rede ist in eine spezifische Sprechsituation eingebettet.

Kommunikatives Handeln findet nicht einfach im luftleeren Raum statt, sondern besteht immer aus einer Mischung an individuellen, gesellschaftlichen und organisatorischen Voraussetzungen. Das so deutlich zu definieren, hilft dabei, eine Rede gut vorzubereiten und situativ angemessen zu sprechen.

Ein Kapitel voller Denkanstöße und wirkungsvoller Übungen.

Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der ‚Rhetorischen Oberflächenstruktur‘ und ist sehr praktisch aufgebaut. Hier gibt es einen reichen Schatz an Übungen zu entdecken, die alle Wirkungs-Aspekte von Körperhaltung über Mimik & Gestik bis zu Sprechfluss, Artikulation und Lautstärke abdecken.

Auf das Sprachniveau wird ebenso eingegangen wie auf einfache Strukturierungen und verschiedene Arten von Visualisierungsmöglichkeiten. Allein für dieses reichhaltige Kapitel und die darin enthaltenen Übungen und Denkanstöße lohnt es sich schon, das Buch ‚Rhetorik der Rede‘ zu kaufen.

Das aristotelische Rednerideal wirkt bis ins Heute.

Mit dem fünften Kapitel geht es dann in die Rhetorische Tiefenstruktur. Hier führen Grießbach & Lepschy aus, was uns die 3 Aspekte des aristotelischen Rednerideals Logos, Pathos und Ethos heute noch sagen können und wie jede Redeleistung von dieser ‚besonderen Mischung‘ durchdrungen wird.

Hier, wie auch in anderen Kapiteln, fallen die Zitate antiker Redner auf, die thematisch fein in das jeweilige Thema einführen, wie dieses von Cicero zum Thema Inhaltliche Durchdringung:

„Wer sich um die wahre Redekunst bemüht, bemüht sich um Einsicht.“

Im sechsten Kapitel geht es um die Gesellschaftsrede, auch als Anlassrede bekannt.

Anlassreden: Bessere Reden für besondere Tage.

Diese Redeart wird etwa zu Geburtstagen, Hochzeiten, Feiertagen oder Einweihungsveranstaltungen gehalten. 3 verschiedene, aufeinander aufbauende Strukturmodelle werden ausführlich erläutert und durch Beispiele besonders anschaulich.

So können eigene Gesellschaftsreden ‚am Modell‘ gut entwickelt und dem jeweiligen Anlass gerecht vorbereitet werden: Für bessere Reden an ganz besonderen Tagen.

Informative Reden, die wirklich verstanden werden.

Die Redeform, mit der wohl die meisten Menschen im beruflichen Umfeld operieren, ist eine Informationsrede. Und auch wenn sie wahlweise Vortrag, Präsentation oder Report genannt wird – immer geht es um das strukturierte Vermitteln von Informationen. Das geht oft schief, wenn Redner:innen vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen und einfach keinen Abschluss finden.

Doch das wird nach dem Lesen dieses Kapitels nicht mehr passieren: Auch hier werden verschieden fortgeschrittene Modelle erklärt und anhand von Beispielen durchgearbeitet: So werden Informationen zukünftig verständlich präsentiert.

Komplizierte Fachtexte einfach herunterbrechen

Besonders interessant ist auch der letzte Teil des Kapitels, in dem es darum geht, einen sehr komplizierten Fachtext in eine sogenannte Concept Map umzuarbeiten.

Das ist eine Methode, durch die Komplexes einfach grafisch erfasst werden kann: Wirklich wichtig für Menschen, die es regelmäßig mit verklausuliertem Fachsprech und überbordender Informationsfülle zu tun haben und sich (schnell) darin orientieren müssen.

Die Überzeugungsrede: Das Herzstück des Buches

Das achte Kapitel ist mit Sicherheit das Herzstück des Buches: Hier geht es um die Überzeugungsrede. Wobei es nicht die Überzeugungsrede gibt.

Grießbach & Lepschy differenzieren zwischen der rednerzentrierten und der hörerzentrierten Überzeugungsrede und auch da nochmal zwischen unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen – und gehen jeden einzelnen Aspekt Schritt für Schritt anhand von Strukturmodellen und Beispielen durch.

Überzeugungsrede: Üben. Nochmal üben. Weiterüben.

Zugegeben: Wer die verschiedenen Spielarten der Überzeugungsrede nicht nur inhaltlich durchdringen, sondern auch frei anwenden will, muss sich da etwas länger vertiefen und sich wirklich mit den Inhalten beschäftigen.

Hier gilt die Devise: Nicht nur durchlesen, sondern üben, üben, üben.

Andererseits: Es gibt kein anderes Buch, das fundierter und anschaulicher darauf abzielt, die Überzeugungsrede zu vermitteln. Nämlich so, dass sich Redner:innen danach wirklich frei in dieser Struktur bewegen und ihre volle Überzeugungskraft auf das Publikum richten können.

Es lohnt sich, sich da durchzugraben.

Feedback mit Wirkung: Ohne Wertung

Das Thema des neunten Kapitels ist Feedback: Also das, was jede in einem Seminar erbrachte Redeleistung notwendigerweise nach sich zieht.

Grießbach & Lepschy geben Hinweise, wie Wirkung beschrieben werden kann, ohne ins Werten zu verfallen. Ein hilfreiches und sicher augenöffnendes Kapitel für alle Lehrenden.

Weitere Kapitel für viele Extra-Optionen

Danach folgen noch Kapitel, die dem Buch das ‚gewisse Extra‘ verleihen: Im zehnten Kapitel wird erläutert, wie sich mit dem zur Verfügung gestellten Filmmaterial (online digital verfügbar) im Seminarkontext arbeiten lässt. Auch das sicher eine Option, die vor allem für Lehrpersonen interessant sein dürfte.

Das elfte Kapitel besteht aus einer Fülle an Arbeitsblättern, die entweder in Unterrichts-Situationen oder auch im Selbststudium verwendet werden können. Und im zwölften Kapitel werden verschiedene Seminarabläufe im Überblick dargestellt: Sinnvoll für alle, die gerade anfangen, Seminare zu konzipieren.

 

Wer profitiert wie von ‘Rhetorik der Rede’?

Kehren wir jetzt zurück zu den beiden Gruppen, an die sich dieses Buch richtet.

Wenn du gerade anfängst, dich mit Rhetorik zu beschäftigen, und dieses Buch allein für dich im Selbststudium durcharbeiten möchtest, brauchst du sicher einen gehörigen Biss und einiges an Geduld. Doch du wirst danach viel besser verstehen, was eine Rede ist und wie du deinen Körper, deine Kraft und deine Worte in ihr einsetzt.

Informieren, überzeugen, dich selbst entwickeln.

Du wirst unterscheiden können, wann du dein Publikum eher informieren willst und wann es darum geht, deine gesamte Überzeugungskraft ins Rennen zu schicken – und wie du es anstellst. Vor allem wirst du dich, wenn du dich wirklich sprechend ausprobierst, am Ende mit dir selbst als redende Persönlichkeit auseinandergesetzt haben.

Lernen von den Besten, um Rhetorik lehren zu können.

Wenn du Rhetorik, etwa als angehende Trainerin, lehren willst, dann wird dir dieses Buch ein guter Partner sein, um noch mehr über Rederhetorik zu lernen. Und um Rhetorik dann wirklich lehren zu können.

Es wurde von zwei Menschen geschrieben, die der Rhetorik der Rede – und ihrer Vermittlung an unzählige Menschen – den Großteil ihres beruflichen Lebens gewidmet haben.

Diese fachliche Tiefe, das menschliche Verständnis und die jahrzehntelange Lehrerfahrung sind auf jeder einzelnen Seite spürbar. Es ist ein ‚Lernen von den Besten‘, das durch dieses Buch für die eigene Lehre möglich ist.

Rhetorik lernen. Tanzen lernen.

Am Ende ihres Vorworts schreiben Grießbach & Lepschy, dass das Rhetorik-Lernen in vielerlei Hinsicht mit dem Tanzen-Lernen vergleichbar sei.

Manchmal fühlt es sich, gerade zu Beginn, ziemlich technisch an; nach dem Motto: Vorwärts, seitwärts, schließen. Doch je länger sich jemand mit den Grundschritten beschäftigt, desto freier wird es: Der Spaß am Tanzen und die Freude an der reinen Bewegung nehmen zu - und vor allem das Erleben der eigenen Kompetenz, die Schritte leicht zu setzen.

Dieses Buch habe ich, seitdem ich Rhetorik & Kommunikation vermittle, jede einzelne Woche hindurch unzählige Male in der Hand gehabt. Bis vor Kurzem noch in der ersten Ausgabe.

Es hat meinen eigenen Blick auf die Rhetorik der Rede bestimmt und immer wieder aufs Neue geschärft.

Das eine Buch über Rhetorik im beruflichen Bücherschrank.

Dürfte ich nur ein einziges Buch aus meinem beruflichen Bücherschrank behalten, es wäre dieses. Denn es ist das Buch, das mich das Tanzen gelehrt hat.

Dafür bin ich unendlich dankbar.

Dass dieses Buch jetzt in der zweiten, überarbeiteten Auflage vorliegt, ist ein Gewinn für alle, die sich intensiv mit der Rhetorik der Rede beschäftigen wollen.

 

Rhetorik der Rede. Ein Lehr- und Arbeitsbuch
Prof. Dr. Thomas Grießbach, Dr. Annette Lepschy
2., überarbeitete Auflage
utb 2023