Wie du mit Zwischenfragen souverän umgehst

 
Zwischenfrage. Rhetorik Training.png
 


Du stehst mit deiner Präsentation oder deinem Vortrag vor deinen Zuhörer*innen und sprichst über das, was du vorbereitet hast. Im Publikum wird es plötzlich unruhig, vielleicht hörst du leises Getuschel. Und dann geht ein Arm in die Höhe. Jemand räuspert sich geräuschvoll und steht auf. Oder eine Stimme sagt mitten in deinen Satz rein: ‚Also, da hab ich mal eine Frage…‘

Zack, wirst du aus deinen Ausführungen gerissen.

Ein ‚einfach drüber weg reden‘ ist nicht möglich. Du musst von deinem sorgsam durchdachten Plan für deinen Vortrag abweichen – und aufnehmen, was gerade passiert: das Anliegen deiner Zuhörerin wahrnehmen.

Doch wie reagierst du souverän und ruhig auf Zwischenfragen?

 

Zwischenfragen müssen dir keine Angst machen.

Wenn du beim Sprechen vor Leuten schnell unsicher wirst oder mit deinem Thema nicht so routiniert bist, macht dir der Gedanke an mögliche Zwischenfragen und gar an Zwischenrufe wahrscheinlich Angst.

Ist es doch schon schwer genug, ohne Holpern durch die gesamte Präsentation zu kommen und alles zu sagen, was wirklich wichtig ist. Vielleicht denkst du dir: ‚Wenn bei meinem Vortrag dann noch jemand dazwischenfunkt, verliere ich ja endgültig den Faden…‘

Doch das muss nicht sein. Du kannst mit Zwischenfragen souverän umgehen – und trotzdem einen guten Wiedereinstieg finden. Und auch Zwischenrufe werfen dich nicht aus der Bahn deines Vortrags, wenn du ein paar Dinge beachtest.

Zwischenfragen und Zwischenrufe haben unterschiedliche Ziele.

Unter Zwischenfrage verstehe ich alle Fragen, die jemand während eines laufenden Vortrags stellt. Wie auch immer sich die Person einschaltet; durch Handheben, ein lautes Unterbrechen mitten im Satz  oder das Hineinreden in eine Pause: sie will etwas wissen. Und es kann offensichtlich nicht bis zum Ende warten.

Das Ziel einer Zwischenfrage ist in den allermeisten Fällen: Ein Mehr an Wissen, an Information, an Verständnis oder an Klarheit auf Zuhörer*innen-Seite. 

Zwischenrufe haben eine andere Qualität, weil meistens kein direktes Wissens-Interesse hinter ihnen steht. Das können Äußerungen sein wie ein ironisches: ‚Ja, na klar…‘ Oder ein hitziger Kommentar: ‚Was für eine bescheuerte Idee – das funktioniert doch niemals.‘ Im krassesten Fall sind auch verletzende Wortmeldungen denkbar: ‚Dass du überhaupt reden darfst...'

Diese Zwischenrufe sind Unterbrechungen sehr ähnlich und zielen darauf ab, die sprechende Person aus dem Konzept zu bringen, Frust abzulassen oder schlichtweg ihre Aufmerksamkeit zu erregen.

In diesem Blogartikel widmen wir uns dem Umgang mit Zwischenfragen. 

 

Plane genügend Zeit für Zwischenfragen ein.

Auch wenn du hoffst, dass keine Zwischenfragen während deines Vortrags entstehen: plane die Zeit dafür mit ein. Denn in jedem Fall kommst du durch außerplanmäßig gestellte Fragen in Zeitverzug – und das kann sich vor allem am Schluss rächen. Zum Beispiel, wenn du deine Präsentation nicht wirkungsvoll beenden kannst, weil die Zeit nicht reicht.

Kündige am Beginn an, wie lange du reden wirst. Wenn danach eine Diskussion geplant ist, sprich auch das an – gerne mit einer Zeitangabe. So können sich deine Zuhörer*innen orientieren. Viele Zwischenfragen kannst du dadurch verhindern, weil deine Zuhörer*innen wissen, dass ihre Gelegenheit für Fragen noch kommt.

 

Mithilfe von Stichwortzetteln findest du nach einer Frage leicht wieder den Einstieg.

Plane deinen Vortrag, deine Präsentation am besten auf Stichwortkarten: sie sind übersichtlich und du kannst dich darauf leichter zurechtfinden als auf dicht bedruckten DIN-A4-Seiten. Mit Stichwortkarten kannst du optimal frei reden und bleibst dabei äußerst flexibel. 

Das Format und die Form deiner Stichwortzettel machen einen Unterschied! Wenn du dich mit einem Blick innerhalb deiner Notizen orientieren kannst, fällt dir ein Wiedereinstieg nach einer Zwischenfrage viel leichter.

 

Beantworte Verständnisfragen sofort, damit dir deine Zuhörer*innen weiter folgen können.

Verständnisfragen, die während deines Vortrags gestellt werden, beantwortest du am besten sofort. Denn wenn dir jemand nicht folgen kann, weil er oder sie etwas nicht versteht, wird dadurch immer weiter Unruhe entstehen. Je unruhiger es in einem Raum ist, desto schwerer wird es für dich, überzeugend zu sprechen und eine wirkliche Verbindung zu deinen Zuhörer*innen herzustellen. 

Vielleicht gibt es außer der fragenden Person noch andere Leute im Publikum, die etwas nicht verstanden haben. Auch ihnen, die sich nicht gemeldet haben, hilfst du mit einer kurzen Beantwortung der Frage.

Außerdem stellst du damit sofort deine Kompetenz unter Beweis: du hast eine zielführende Antwort parat und kannst auf die Bedürfnisse deiner Zuhörer*innen eingehen.

 
Zwischenfragen. Rhetorik Training.png

Sprich verständlich: Erkläre Fremdwörter und Fachausdrücke. 

Sprich so verständlich wie möglich. Dazu gehört etwa auch, dass du Fremdwörter und Fachbegriffe sofort erklärst, wenn du sie verwendest. Ich habe Leute getroffen, die ihr Sprechen dermaßen mit Fachausdrücken spicken, dass sie komplett unverständlich werden. Wer mit Fachbegriffen um sich wirft, wirkt nicht kompetenter und vertrauenswürdiger, sondern vielmehr abgehoben! 

Nahbar und kompetent wirkst du, wenn du deine Zuhörer*innen ‚mitnimmst‘: brich dein Expertinnenwissen für sie runter, sodass sie an deinen Erkenntnissen teilhaben können.

 

Verweise auf die Diskussion oder spätere Gliederungspunkte. 

Wenn jemand Zwischenfragen stellt, die ausführlicher diskutiert oder beantwortet werden müssen, verweise auf die nachfolgende Diskussion. Stellt jemand eine Frage zu einem späteren Gliederungspunkt, kannst du antworten: ‚Darauf werde ich gleich mit meinem nächsten Punkt eingehen.‘

Wenn du dann an der Stelle angekommen bist, auf die sich die vorherige Frage bezogen hat, nimm noch mal Kontakt zu der fragestellenden Person auf und beziehe sie mit ein: ‚Nun komme ich auf Ihre Frage von vorhin zurück…‘

Prinzipiell empfehle ich dir, am Beginn eines Vortrags immer einen Überblick über deine Gliederung zu geben. So wissen alle, was sie erwartet: deine Zuhörer*innen sind deutlich geduldiger. Sie wissen von vornherein, wo du auf ihre gedanklichen Fragen eingehen wirst.

 

Wenn Zwischenfragen den Rahmen deines Vortrags sprengen...

Manchmal werden auch Fragen gestellt, die außerhalb deines momentanen Themenkreises liegen. Sie zu beantworten, würde den Rahmen deines Vortrags sprengen. Nimm die Frage dennoch würdigend auf: ‚Eine sehr interessante Frage. Leider kann ich innerhalb dieses Vortrags nicht darauf eingehen. Kommen Sie gerne nachher auf mich zu.‘

 

Antworte freundlich und sachlich auf Zwischenfragen.

Selbst wenn dich eine Zwischenfrage aus dem Konzept bringt, sie dir dumm erscheint oder du sie provokant findest: geh höflich und freundlich mit der fragestellenden Person um. Es kann sein, dass sie trotz deiner negativen Bewertung aus Interesse gestellt wurde und jemand ehrlich etwas wissen will.

Wenn du nun als Vortragende ironisch wirst oder unangenehm belehrend, kannst du dein Gegenüber  leicht verprellen. Vermeide es auch, schärfer im Ton zu werden oder Phrasen wie: ‚Wie ich ja schon vorher sagte…‘ zu verwenden.

Eine Frage öffentlich zu stellen, erfordert immer Mut: Menschen haben Angst vor dem möglichen Gesichtsverlust.

Wenn du jemanden mit einer ehrlichen Frage durch deine Art zu antworten bloßstellst, kann die Situation leicht eskalieren. Andere Leute springen dem Fragesteller vielleicht bei, dieser verteidigt sich – und plötzlich gibt ein Wort das andere: und dann bist du wirklich aus dem Konzept gebracht.

Mach dir klar: Du sprichst für dein Publikum, für deine verschiedenen Zuhörer*innen, für jeden einzelnen Menschen da vor dir. Das Ziel ist wirkliche Verständigung. Und wenn eine einzelne Frage zwischen dir und dem allgemeinen Kopfnicken steht, dann beantworte sie.

Danach geht es weiter. Mit mehr Verständlichkeit und Verständigung.