So erreichst du mit Präsenz dein Ziel

 
 

Ich habe oft den Eindruck, dass es „nicht genug“ ist, was ich täglich so mache. Und zwar ganz unabhängig davon, wieviel ich tatsächlich an einem Tag schaffe. Immer hat die Stimme in meinem Kopf noch was zu meckern: „Das reicht nicht. So wirst du dein Ziel nie erreichen.“

Diese Stimme sticht. Ich möchte vorankommen. Die Ungeduld ist eine stete Begleiterin. Ich will meine Ziele natürlich so schnell wie möglich erreichen.  

Kurzfristig hilft dann: durchatmen. Und den nächsten Schritt in die gewünschte Richtung gehen.

Geht’s dir auch manchmal so, dass du vor innerem Druck und Ungeduld ganz wuselig im Kopf wirst? Weil dein Ziel so unendlich weit entfernt zu sein scheint – und du keine Ahnung hast, wie du jemals dort ankommen wirst?

Dann ist die folgende Geschichte vielleicht auch etwas für dich. Ich habe sie zum ersten Mal von meiner lieben Achtsamkeits-Lehrerin Isabella Winkler gehört.

 

Eine kleine Geschichte, wie du dein Ziel erreichst

Hoch oben auf einem Berg stand ein kleines buddhistisches Kloster, in dem 3 Frauen lebten. Eines Tages musste eine dringende Nachricht an ein anderes Kloster überbracht werden. Dieses befand sich auf dem hohen Berg genau gegenüber. Dazwischen lag eine extrem unwirtliche Wüste.

Die erste Frau nahm die Nachricht, um sie schnellstmöglich an ihren Bestimmungsort zu bringen. Hoch motiviert rannte sie los. Dabei sagte sie sich innerlich immer wieder: „Ich schaffe das, ich schaffe das, ich schaffe das.“

Irgendwann aber konnte sie nicht mehr weiter. Ihr war die Kraft ausgegangen. Mitten in der Wüste brach sie zusammen und blieb liegen.

Das hatten die anderen beiden beobachtet. Da die Nachricht sehr wichtig war, ging nun die zweite Frau los. Den Berg runter und in die Wüste hinein.

Auf ihrem gesamten Weg hörte diese Frau folgende Worte in ihrem Kopf: „Ich schaffe das nicht. Ich schaffe das nicht. Es geht nicht. Ich schaffe das nicht.“

Irgendwann bekam die Stimme in ihrem Kopf recht. Die Frau brach zusammen und konnte keinen einzigen weiteren Schritt gehen.

Das hatte die dritte Frau gesehen. Sie wusste, dass die Botschaft weiterhin wichtig war und überbracht werden musste. Also ging sie nun selbst los.

Sie machte sich auf den Weg, Schritt für Schritt für Schritt. Sie ging den Berg runter, in die Wüste hinein, durch die ganze Wüste hindurch und den nächsten Berg hinauf. Sie erreichte ihr Ziel und überbrachte die Botschaft. 

Und was steht nun in der Botschaft? 

Ok, in der Geschichte geht es nicht um die Nachricht, die so dringend überbracht werden musste.

Das Wichtige sind die inneren Worte, die sich diese dritte Frau auf dem langen Weg immer wieder selbst sagte. Sie nahm jeden Schritt einzeln wahr und sagte sich: „Ein Schritt – gut. Dieser Schritt – gut.“

Isabella erzählte mir die Geschichte damals auf Deutsch. Nur die inneren Worte der dritten Frau sprach sie auf Englisch, da sie so noch passender sind.

„So far, so good. So far, so good.“ 

 

So weit, so gut. So weit, so gut…. Wenn ich mich an diese Geschichte erinnere, lächle ich jedes Mal. Weil mir so bewusst wird, dass ich mir meine inneren Worte selbst sage. Und dass ich mir auch etwas anderes erzählen kann. Es ist eine Entscheidung.

Ich bin manchmal die erste Frau und manchmal die zweite. Dann geht mir im Rennen die Puste aus – und ich bleibe unterwegs liegen.

Doch (hoffentlich) gelingt es mir immer öfter, wie die dritte Frau Schritt für Schritt durch die Wüste zu gehen. In voller Konzentration auf den Schritt jetzt, gerade, in diesem Moment.  

 

Wenn wir uns beim Gehen auf das Jetzt konzentrieren

Denn diese dritte Frau schaut nicht im Gehen die ganze Zeit auf das ferne Ziel. Sie ist nicht in Gedanken schon da. Sie erzählt sich nicht, dass die Reise eh zu lang und sinnlos ist.

Sie konzentriert sich auf das Jetzt. Auf den einen Schritt, den sie gerade geht. Und genau deswegen erreicht sie am Ende auch ihr Ziel. Aber sie hatte auch etwas vom Weg…

Ich bin überzeugt davon, dass uns die Haltung von „so far, so good“  mit Zufriedenheit und letztlich mit uns selbst verbindet. Weil sie nicht mehr will als das, was gerade ist. Weil sie achtsam mit dem umgeht, was ist.

 

Wann leben wir wirklich?

Wir wissen es alle, aber so oft entschlüpft es dem Bewusstsein: Der einzige Moment, in dem wir wirklich leben, ist das Jetzt. Das Gestern ist schon vorbei. Das Morgen wird erst noch kommen, wenn die Zeit dafür da ist. Schritt für Schritt.

Ich bin überzeugt, dass uns genau diese achtsame Konzentration auf das Jetzt wachsen lässt. Wodurch wir echte Verbindungen aufbauen. Zu uns selbst und zu anderen Menschen.

Genau das ist Präsenz : wenn wir im Moment wirklich da sind. Mit allen Sinnen. Es ist die Fähigkeit, sich immer wieder bewusst zu dem zurückzubringen, was gerade ist.

Diese Haltung von Präsenz und Achtsamkeit brauchen wir, wenn wir unser Ziel erreichen wollen. Wenn wir unsere Stimme erheben. Wenn wir das machen, was uns wirklich wichtig ist. Wenn wir unsere Botschaft auf die eine oder andere Art in die Welt hinaustragen.

Wir brauchen sie für jeden einzelnen Schritt. Und dann ist das, was jetzt ist, genug.