5 Gründe, warum du beim Sprechen unterbrochen wirst

 
Rederecht. Rhetorik Training.png
 

 Ja, jemanden beim Sprechen zu unterbrechen ist unhöflich. Geht gar nicht. Und passiert trotzdem jeden Tag, in unzähligen beruflichen (und privaten) Kontexten. In Büros, Besprechungszimmern und bei Veranstaltungen.

Wenn du unterbrochen wirst, ist das natürlich unangenehm. Jemand schneidet dir das Wort ab – und oft auch gefühlt ein Stück deiner Kompetenz. In diesem Artikel stelle ich dir 5 Gründe vor, warum du unterbrochen wirst. Natürlich geht es mir dabei nicht um Schuldzuweisungen.

Diese 5 Gründe sollen dich dabei unterstützen, dass du die nächsten Interventionen abwenden kannst, bevor sie passieren. Bevor du dasitzt, nach Luft schnappst und dir denkst: „Warum redet der denn jetzt? Ich war doch noch nicht fertig.

Manches sprecherische und körpersprachliche Verhalten oder bestimmte sprachliche Wendungen laden Unterbrechungsversuche geradezu ein.

Wenn du weißt, welche das sind, kannst du dich bei der nächsten kritischen Situation anders verhalten. So stellst du sicher, dass du bis zum Ende gehört wirst.  

Hier kommen die Top 5 Gründe, warum du beim Sprechen von anderen Leuten unterbrochen wirst.

 

1.   Du lässt dich unterbrechen.

Wenn du sprichst, hast du das Rederecht. Jeder, der in deine Ausführungen ‚hineingrätschen‘ will, muss sich das Wort also erst holen. Normalerweise sollte es so laufen: erst, wenn du zu Ende gesprochen hast, sollte der nächste Sprecher ansetzen. Das wäre respektvoll und korrekt.

Leider läuft es oft nicht so. Dann fällt dir jemand beim Sprechen ins Wort.

Nun gibt es 2 Möglichkeiten: entweder du beharrst auf deinem Rederecht und sprichst weiter. Oder du lässt dich unterbrechen, hörst zu sprechen auf und die andere Person kann ungehindert weitermachen.

Wie bereitwillig gibst du dein Rederecht auf?

Frauen geben ihr Rederecht oft sehr leicht auf, wenn Männer bei ihrem Sprechen intervenieren. Im Job brauchen Männer auf der gleichen Hierarchiestufe wie Frauen Studien zufolge nur einen minimalen Aufwand, um sich erfolgreich das Wort zu holen. 

Das hat etwas mit erlernten oder akzeptierten Machtstrukturen zu tun. Oft auch mit dem Versuch, ‚höflich‘ zu sein und nicht anzuecken. Doch wer mehr spricht, setzt eben auch die Themen. Und wenn mann dich einmal erfolgreich unterbrochen hat und auf keinen Widerstand gestoßen ist, versucht er es vielleicht auch ein zweites und drittes Mal.

Und willst du wirklich jedes Mal kämpfen, um das Wort zu behalten?

Du wirst nicht unterbrochen, wenn du es nicht zulässt.

Wenn du also zu Ende sprechen willst, dann lass dich nicht unterbrechen. Du sitzt am längeren Ast. Wenn du eine Intervention nicht zulässt, wird sie nicht gelingen. Ja, das heißt, dass du weitersprechen musst, wenn jemand anderer reinspricht. Auch, dass du deine Stimme deutlicher erhebst oder dir mehr Raum zum Sprechen nimmst.

Vielleicht findet das die andere Person nicht freundlich oder du kränkst ein Ego. Aber du kannst deinen Satz beenden und deinen Punkt machen. Und du ziehst eine Grenze: Du lässt dich nicht einfach unterbrechen.

2.   Du sprichst ohne Punkt und Komma.

Wenn wir es runterbrechen, dann geschehen Unterbrechungsversuche aus 2 Gründen:

  • Eine Person versucht eine andere zu unterbrechen, um auch zu Wort zu kommen.

  • Jemand will einer Aussage der gerade sprechenden Person zeitnah widersprechen.

Schauen wir uns den 1. Punkt an: jemand möchte zu Wort kommen. Und diese Person ist nicht bereit abzuwarten, bis du ausgeredet hast. Sie hat also ein gesteigertes Bedürfnis, auch gehört zu werden. Genau jetzt. Deswegen versucht sie dich in deinem Redefluss zu stoppen. 

Natürlich kann es sein, dass diese Person einfach ungeduldig und rüde ist. Sagen wir ruhig: unhöflich.  Dann kannst du das später mit der betreffenden Person klären und ein paar grundsätzliche Sätze dazu sagen.
 

Deine Gesprächspartner*innen wollen wissen, wann sie sprechen können. 

Aber. Es kann auch sein, dass du den Unterbrechungsversuch durch die Art deines Sprechens mit provoziert hast. Und zwar, wenn du ohne Punkt und Komma gesprochen hast. Oder, wie ich auch sage: ohne Pausen und Stimmsenkungen.

Doch diese sprecherischen Signale sind wichtig, um das sogenannte turn-taking zu regeln. Also die Art und Weise, wie in einem Gespräch ein Sprecher*innenwechsel stattfindet. Dafür sind die akustischen Signale sehr wichtig.
 

Klare akustische Signale vermitteln wichtige Informationen. 

Doch ohne Pausen und Stimmsenkungen reißt dein Redefluss einfach nie ab. Das ist ein sprecherischer Voll-Beschuss. Du feuerst und feuerst und feuerst deine Informationen immer weiter ab. Doch da nie eine Pause entsteht, können deine Informationen auf der verbalen Ebene irgendwann nicht mehr verarbeitet werden.

Die Aufnahmekapazität deines Zuhörers erschöpft sich und seine Geduld gleich mit. Dadurch wächst das Bedürfnis, auch zu Wort zu kommen und gehört zu werden. Aber du redest noch immer weiter. Keine Pause weit und breit, in der dein Gegenüber elegant zu sprechen ansetzen könnte.

Und dann hält dein Gesprächspartner es einfach nicht mehr aus, und versucht sich mit aller Macht Gehör zu verschaffen: er startet einen Unterbrechungsversuch.
 

Du kannst einen reibungslosen Sprecherwechsel mitgestalten.

Wenn du also nicht unterbrochen werden willst, musst du die Möglichkeit für reibungslose Übernahmen schaffen. Du musst so sprechen und deine Sätze beenden, dass du der anderen Person signalisierst: „Jetzt bist du dran.“

Für dich hat diese Art von klarer Kommunikation mindestens 2 Vorteile: Erstens machst du dadurch deutlich, dass du wirklich ein Gespräch führen kannst. Das ist eine Führungs-Kompetenz, jawohl! Zweitens sprichst du mit Pausen und Stimmsenkungen äußerst verständlich – und garantiert bis zum Ende. 

 

3.   Du baust nicht genügend Blickkontakt auf.

Blickkontakt ist ungemein wichtig, wenn du nicht unterbrochen werden willst. Er ist dein stärkstes Mittel, um eine Verbindung zu deinen Zuhörer*innen aufzubauen – und auch zu halten.

Wenn du willst, dass deine Gedanken bei deinen Gesprächspartner*innen ankommen, musst du sie ‚senden‘.

Dabei helfen dir gezielte Blicke. Wenn du vor dich hinsprichst, und dabei niemanden spezifisch ansiehst, ist es sehr leicht, dir das Wort zu klauen. Etwa wenn du beim Sprechen auf die Tischplatte schaust und mehr zu dem Stift vor dir redest, als zu deinen Kolleg*innen.

Deine Gesprächspartner*innen wollen sich wahrgenommen fühlen. 

Ohne Blickkontakt fühlt sich niemand richtig gemeint. Deine Worte verfangen nicht bei deinen Zuhörer*innen und dein Sprechen ‚versackt‘. Und nicht gerichtetem Sprechen hört niemand gerne über einen längeren Zeitraum hinweg zu. Warum auch? Es ist ja nicht klar, an wen du deine Gedanken richtest. Also steigt bei manchen deiner Zuhörer*innen das Bedürfnis zu unterbrechen.

Nur wenn du deine Zuhörer*innen beim Sprechen ansiehst, bekommst du mit, ob sie gedanklich bei dir sind. Dann nicken sie mit dem Kopf oder schauen interessiert.

Oder du merkst, dass jemand die Stirn in Falten zieht, nach Luft schnappt und auf dem Stuhl immer mehr nach vorne rückt. Jetzt weißt du: Gefahr im Verzug! Da bereitet sich jemand auf einen Unterbrechungs-Versuch vor.

Durch starken Blickkontakt kannst du Unterbrechungen abwenden. 

Wenn du das merkst, kannst du die Intervention durch entschiedenes Handeln noch abwenden. Du kannst die betreffende Person ansehen und deutlich weitersprechen. Oder ihr ein kurzes Signal geben, dass sie gleich an der Reihe ist. Oder du intensivierst den Blickkontakt mit der Person, an die sich deine Worte vorrangig richten: z.B. deine Vorgesetzte.

Blickkontakt gibt dir wertvolle Informationen, wie die Lage bei deinen Gesprächspartnern ist. Ob sie zweifeln, begeistert sind oder auch etwas sagen wollen. Dann kannst du darauf reagieren und dein Sprechen aktiv gestalten. Mit gerichtetem und bewusst eingesetztem Blickkontakt behältst du die Führung in einem Gespräch – und das Wort.

 

4.   Du nimmst dir keinen Raum.

Stell dir vor, du sitzt auf deinem Stuhl am Meetingtisch. Brav, Beine geschlossen nebeneinander und halbwegs aufgerichtet. Doch du hast deine Hände unter deine Oberschenkel geschoben und sitzt auf ihnen. Oder deine Hände sind hinter deinem Rücken verschränkt. Und dann versuchst du, deine neuesten Erkenntnisse mit deinem Team zu teilen und alle Beteiligten verständlich zu informieren.

Was glaubst du: wie lange wirst du in dieser Position ununterbrochen sprechen? Na?

Meine Vermutung: äußerst kurz. Auf keinen Fall bis zum Ende.

Dein Körper darf den Raum mit seiner Präsenz füllen.

Und der Grund ist so simpel, dass es wehtut: du nimmst dir beim Sprechen keinen Raum. Genauso wie deine Stimme den Raum füllt, muss das auch dein Körper tun. Vor allem, wenn du ohne Unterbrechung bis zum Schluss reden willst.

Das wichtigste Mittel dafür ist deine Gestik. Lass zu, dass deine Arm-Hand-Bewegungen in den Raum hineingehen. Lass sie dein Sprechen unterstützen. Jegliche Inhalte werden besser verstanden, wenn sie durch deine natürliche Gestik verstärkt werden.

Gestik verringert die Distanz zu deinen Zuhörern.

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Durch deutliche Gestik können Unterbrechungsversuche abgewendet werden. Denn Gestik wirkt distanzverringernd. Indem du mit deinen Handbewegungen in den Raum hineingehst, verringerst du die Distanz zu deinen Zuhörer*innen. Du signalisierst ihnen deutlich, dass du noch am Sprechen bist. Dein Körper nimmt sich Raum.

Behältst du deine Gestik hingegen bei dir am Körper oder führst du die Bewegungen zum Körper zurück, dann hast du eine größere Distanz zu deinen Gesprächspartner*innen. Wenn sich eine andere Person nun ‚Raum nimmt‘, dann kommt sie sehr leicht in deine Ausführungen hinein. Und schwupps, spricht jemand anderes – und nicht mehr du.

Unterstütze dein Sprechen durch Gestik und mach dich groß.

Mach dich also ‚groß‘ beim Sprechen. Durch Gestik und deutliche körperliche Aufrichtung. Durch einen sicheren Stand, wenn du im Stehen redest. Durch ein starkes Bewusstsein, dass du dir deinen Raum zum Reden nimmst.

 

 5.   Du machst deine Aussagen klein.

Du hast dich exzellent vorbereitet und stehst voll im Stoff. Beste Voraussetzungen dafür, deine Informationen wirkungsvoll zu präsentieren. Doch wenn du redest, schleichen sich allerlei sprachliche ‚Kleinigkeiten‘ in deine Ausführungen. Ihre Wirkung ist aber nicht klein, sondern in der Gesamtheit riesig groß.

Diese Ausdrücke rauben dir die kommunikative Kraft: 

Hier ein ‚sozusagen‘, da ein ‚eigentlich‘ und dazwischen ein ‚nur‘. Dann machst du am Ende deines Satzes keinen Punkt und lässt ihn wirken. Stattdessen verwandelst du deine sichere Aussage in eine Frage, indem du ein ‚oder?‘ dranfügst.

Du beginnst deine Worte mit: ‚Ich bin ja keine Expertin, aber…‘.
Mit: ‚Ihr anderen habt euch ja schon viel länger mit der Frage beschäftigt…‘
Oder: ‚Ich will nur ganz kurz sagen, dass…‘

Du machst dich sprachlich klein. Viele deiner Aussagen beinhalten einen sprachlichen Disclaimer, der vermeldet: ‚Du musst mich nicht ernst nehmen.‘
Oder: ‚Was ich sage, ist gar nicht wichtig.‘

Nimm deine eigenen Aussagen ernst und lass sie wirken.

An dem Punkt hast du deine ganze gute Vorbereitung und deine Expertise schon halb in die Tonne getreten. Denn alle diese ‚kleinen Wörter‘ und vorauseilenden Bemerkungen fordern geradezu dazu auf, dich zu unterbrechen. Wenn du deine eigenen Aussagen nicht ernst nimmst und sie in ihrer vollen Kraft strahlen lässt: wer soll das sonst tun?

Also wirst du unterbrochen und dein sprachlicher Raum einfach beschnitten. Hier findest du meinen Artikel mit mehr Informationen zu dem Thema: Ohne diese Wörter kommunizierst du kraftvoller

Hab Mut, deine Aussagen kraftvoll strahlen zu lassen. 

Klare Kommunikation und deutliche Informationen sind eine Stärke. Bring deine Aussagen auf den Punkt und hab keine Angst vor ihrer Größe.

So wirst du gehört und es kommt an, was du zu sagen hast.